Tiana Angelina Moser (44) hat es geschafft. Sie zieht in den Ständerat ein, holt sich den Sitz des abtretenden Ruedi Noser (62, FDP) und lässt SVP-Nationalrat Gregor Rutz (51) keine Chance. Schon kurz nach der ersten Hochrechnung ist klar: Moser darf feiern.
Lange hat es nicht danach ausgesehen. In den ersten Umfragen lag Moser teilweise nur auf Platz fünf. Und auch am 22. Oktober, dem Tag des 1. Wahlgangs, schaffte sie es nur auf Platz vier. Doch dann kam die Wende.
Regine Sauter (57, FDP) zog sich zugunsten von Rutz zurück – um den Sitz in bürgerlichen Händen zu halten. Das hat nicht geklappt.
Im Gegenteil, auch FDP- und Mitte-Wählerinnen und Wähler dürften zu Moser gehalten haben. Rutz gilt als Hardliner in der SVP, für viele nicht wählbar.
Hinzu kommt die Mobilisierung: Moser gewann nicht nur in den grossen Städten Zürich und Winterthur deutlich, sondern auch in Seegemeinden wie Horgen, und sie war auf dem Land stark.
Bürgerliche geben sich die Schuld
Das Wundenlecken begann bei SVP-Mann Rutz schon am Wahltag. Die Bürgerlichen müssten geschlossener auftreten und besser mobilisieren, analysiert er. An der SVP habe es aber nicht gelegen. Die gesamte bürgerliche Zusammenarbeit müsse überprüft werden. «Wir haben zum ersten Mal in der Geschichte eine rein linke Standesvertretung.»
Dagegen wehrt sich Tiana Angelina Moser. «Ich bin offensichtlich eine wirtschaftsliberale Kandidatin.» Sie verfüge über ein klassisches grünliberales Profil. «Man kennt meine Politik, offensichtlich haben die Zürcherinnen und Zürcher das geschätzt.»
Die Zürcher FDP gibt hingegen der Mitte die Schuld. Sie werde sich «rasch entscheiden müssen, ob sie durch ihr Abseitsstehen auch künftig linken Anliegen zur Mehrheit verhelfen will», heisst es in einer Medienmitteilung. Die Mitte-Partei hatte Stimmfreigabe beschlossen.
Erfolg für die GLP
Für die Grünliberalen ist Mosers Erfolg wichtig. Trotz prozentual nur geringen Verlusten im Nationalrat verloren sie ganze sechs Sitze. Jetzt ziehen sie wieder in den Ständerat ein, nach acht Jahren Abwesenheit. «Es macht die Verluste nicht wieder gut. Aber es ist ein kleiner Punkt, den wir noch machen konnten», sagt GLP-Präsident Jürg Grossen (54).
Freuen darf sich auch Patrick Hässig (44). Am Wahlsonntag vor einem Monat schien er in den Nationalrat gewählt. Doch plötzlich, auf dem Weg von der Bar, mit dem ersten Glas Wein in der Hand, erfuhr er, dass es doch nicht reicht. Jetzt rückt der Pflegefachmann, der das KV gemacht hat und auch als Radiomoderator und Schlagzeuglehrer gearbeitet hat, in den Nationalrat nach.