Die weltpolitische Lage sieht düster aus, finden 76 Prozent der Schweizer. Aber was wissen sie darüber?
Ein paar Zahlen: Drei von hundert Menschen sind Migranten. Im Durchschnitt gibt es eine Pandemie pro Jahrhundert – doch seit Beginn des neuen Jahrtausends waren es schon deren sechs. Der Erhalt der Biodiversität kostet jährlich 700 Milliarden Dollar. 70 Prozent der Klimaflüchtlinge sind Frauen.
Diese Fakten betreffen auch die Schweiz. Und es gibt noch mehr: Das neue Buch «Hinausschauen» der Denkfabrik Foraus beschreibt 26 globale Entwicklungen, die für die Eidgenossen Bedeutung haben – aber zu oft unter ihrem Radar bleiben. «Die Diskussionen drehen sich um einzelne Probleme wie die Frage der Waffenexporte», sagt Markus Herrmann (42), Mitherausgeber des neuen Foraus-Buchs. «Dabei fehlt es an einer übergeordneten Positionierung der Schweiz in einer Welt im Umbruch, die auch globale Entwicklungen umfassend berücksichtigt.»
So steuert die Europäische Union mit Wucht in Richtung strategische Autonomie und betreibt mittlerweile knallharte Industriepolitik. Für die Schweizer Wirtschaft steigt damit das Risiko nachteiliger Marktverzerrungen und negativer Auswirkungen auf die Wertschöpfungsketten. Bloss merkt das hierzulande kaum jemand. «Wir sind auf das bilaterale Verhältnis fokussiert und realisieren nur langsam, was um uns herum passiert», sagt Markus Herrmann.
So auch beim Klimawandel. «Die Schweiz ist überproportional davon betroffen», sagt Mitherausgeberin Anna Stünzi (32). Gleichzeitig trage das Land aber auch überdurchschnittlich dazu bei. «Zählt man die Emissionen im Ausland mit, ist der Schweizer Pro-Kopf-Ausstoss dreimal so hoch wie der globale Durchschnitt.»
Wer sich in der Welt verorten will, muss sie kennen. Wie sich die Schweiz aber konkret positionieren soll, beantwortet das Buch nicht. Anna Stünzi: «Wir wollen keinen verfestigten Standpunkt liefern, sondern eine fundierte Debatte anstossen.»