Alle hatten mit einem Entscheid zu Grossanlässen gerechnet – stattdessen kamen letzte Woche nach der Bundesratssitzung Hiobsbotschaften: Vor Ende Mai sind weitere Lockerungsschritte nicht denkbar, machte SP-Gesundheitsminister Alain Berset (49) vor den Medien deutlich. Mit dem Thema befasst habe sich die Landesregierung aber durchaus, wie Berset bestätigte – ein Entscheid für ein Konzept solle bald fallen.
Schon heute könnte es so weit sein: Wie Blick weiss, will sich der Bundesrat am Mittwoch erneut der Frage der Grossanlässe widmen. In seinem ursprünglichen Vorschlag hatte Berset Veranstaltungen mit bis zu 1000, möglicherweise gar 5000 Personen ab Juli zur Debatte gestellt, noch grössere dann ab September. Gestorben sind diese Pläne keineswegs: Dass sich die Landesregierung letzte Woche nicht einigen konnte, lag offenbar weniger an der Grundsatzfrage an sich, sondern an den Modalitäten für die Veranstalter – genauer: dem sogenannten «Schutzschirm».
Es drohte ein Schutzschirm ohne Schutz
Der Schirm soll Anlässe in der Planungsphase absichern und vor allem die Veranstalter entschädigen, sollte Corona dem Konzert oder dem Fussballspiel kurzfristig einen Strich durch die Rechnung machen. Doch auf dem Tisch lag just ein Vorschlag, dass dieser Schutzschirm erst ab 5000 Besuchern greifen soll – was den Veranstaltern im Sommer keinerlei Sicherheit geben würde. Die Landesregierung steht nun unter Druck, auch in dieser Frage vorwärtszumachen. Denn am Schutzschirm sollen sich auch die Kantone beteiligen. Und dass von einem Entscheid auf Bundesebene bis zur kantonalen Umsetzung schon allein aus rechtlichen Gründen viel Zeit vergehen kann, hat die vielerorts träge Auszahlung der Härtefallgelder deutlich gezeigt.
In kleinerer Form könnten einzelne Veranstaltungen so oder so aber schon vor Juli wieder Realität werden: als Pilotprojekte. Die spanische Stadt Barcelona etwa hat im März unter strengen Auflagen ein Pop-Konzert mit 4600 Besucherinnen und Besuchern zugelassen – erfolgreich, denn einen Monat später sind bislang keine Übertragungen mit dem Virus nachgewiesen worden.
Pilotkonzerte sollen früher kommen
Wie Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) sagt, beobachte man dies mit grossem Interesse. «Es wird in Betracht gezogen, auch in der Schweiz solche Pilot-Anlässe zu erlauben», so Masserey. In welchem Zeitrahmen und mit welcher Anzahl Besucherinnen und Besucher, liess die Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim BAG allerdings offen. (gbl)
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