Neue Therapieformen erleben Boom
LSD und Zauberpilze im Arzt-Zimmer

In der Schweiz lassen sich vermehrt Menschen mit Bewilligung mit bewusstseinserweiternden Substanzen behandeln. Nun könnten der Bund die Regeln dazu verschärfen.
Publiziert: 03.07.2024 um 20:15 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2024 um 15:07 Uhr
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Drogen statt Antidepressiva: Therapeutische Drogen-Trips erleben in der Schweiz einen Boom.
Foto: keystone-sda.ch
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Sereina TannerStv. Leiterin Formate Audio und Video

Ecstasy und Magic Mushrooms fallen in der Schweiz unter das Betäubungsmittelgesetz und sind somit illegale Drogen. Seit zehn Jahren können Medizinerinnen und Mediziner sie in der Schweiz in Ausnahmefällen trotzdem verabreichen. Auch die sonst verbotenen Partydrogen LSD und MDMA dürfen mit einer entsprechenden Bewilligung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) für Therapiezwecke konsumiert werden.

Seit mehreren Jahren wird der psychedelische Inhaltsstoff Psilocybin als eine Art Wundermittel gehypt. Der Wirkstoff findet sich in zahlreichen Pilzen und kann in hohen Dosen halluzinogen wirken. Psilocybin soll bei Depressionen, Sucht- und Angsterkrankungen und Zwangsstörungen helfen.

Therapie nur mit Klinikaufenthalt

Wie Zahlen des BAG zeigen, erleben Psychedelika-Behandlungen in der Schweiz in den letzten Jahren einen regelrechten Boom. Wurden im Jahr 2016 noch total zwölf Ausnahmen bewilligt, waren es im vergangenen Jahr über 500, berichtet der «Tages-Anzeiger». In diesem Jahr wird ein neuer Rekord erwartet.

Experten erklärten sich den Trend damit, dass die Forschung in den letzten Jahren mehr Wissen über die Wirkung von Zauberpilzen und Co. gewonnen habe. Allerdings ist es wichtig, in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass es auch Studien gibt, die ernüchternde Ergebnisse über solche Therapieerfolge zeigen.

Heute kann hierzulande grundsätzlich jeder Arzt und jede Ärztin beim Bund eine Ausnahmebewilligung beantragen, um diese alternativen Methoden anzuwenden. So bieten beispielsweise die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel die Psychedelika-assistierte Therapie mit Psilocybin und MDMA an. Die Behandlung ist dort für Patientinnen und Patienten vorgesehen, die schon viele erfolglose Therapien hinter sich haben und ist mit einem fünfwöchigen stationären Klinikaufenthalt verbunden.

Neue Ausbildung gefordert

Künftig könnte es aber strengere Regeln geben, wer diese verbotenen Substanzen verabreichen darf, berichtet der «Tages-Anzeiger». Eine Kommission arbeitet an der Entwicklung eines neuen Fähigkeitsausweises. Künftig soll nur noch Psychedelika-Behandlungen anbieten dürfen, wer die entsprechende Ausbildung absolviert hat.

Von der Krankenkasse werden diese Pilzli- oder LSD-Therapien bislang nicht bezahlt. Entweder zahlen die verabreichenden Mediziner dafür oder die Patientinnen selbst.

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