Die Medienmitteilung war vorformuliert, der Fotograf stand bereit, als der Airbus A340 der Swiss am Abend des 22. April auf der Landebahn des Flughafens Zürich aufsetzte. Er hatte wertvolle Fracht geladen: zwei Maschinen für die Produktion sogenannter FFP2- und FFP3-Masken. Die Masken, die im Gegensatz zu den Hygienemasken besonders den Träger selbst schützen, wurden auf dem Höhepunkt der Corona-Krise in Spitälern und Heimen dringend gebraucht.
Stolz postete die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (43) kurz nach der Landung auf Instagram Bilder von der Lieferung aus Shanghai. 1,6 Millionen Franken blätterten der Kanton Zürich und der Bund für die Maschinen hin. Man rechne damit, die Produktion spätestens Mitte Mai aufzunehmen, teilten das Verteidigungsdepartement und der Kanton Zürich mit.
Noch immer läuft nichts
Der Mai ist längst um – doch die Produktion läuft noch immer nicht. Die Atemschutzmasken «made in Switzerland» sind noch nicht einmal bereit zur Zertifizierung. Das zeigt eine Anfrage bei der Flawa AG, in deren Produktionshallen in Flawil SG die Maschinen stehen.
Laut Alfredo Schilirò, Sprecher der Firma, die sonst Watteprodukte und Frischesohlen herstellt, habe die «Verbesserung der Prozessstabilität» länger gedauert als geplant. Das heisst: Die produzierten Masken waren mal besser, mal schlechter – sind aber noch nicht gleichbleibend gut. Und deshalb verlassen statt der angekündigten 80'000 bis 100'000 Masken pro Tag derzeit 0 die Fabrik.
Die Flawa geht davon aus, dass die Maschinen Ende Monat die Produktion aufnehmen werden, also über eineinhalb Monate später als geplant. Oder sogar noch später. Denn schon im März hatte Rickli den Kauf der Maschinen angekündigt und den Produktionsstart damals eigentlich bereits auf April in Aussicht gestellt.
Wenn sie da sind, braucht sie keiner mehr
Waren massive Lieferschwierigkeiten Grund für die erste Verzögerung, ist bei der erneuten Verspätung nicht ganz klar, was dazu geführt hat. Schilirò betont lediglich, dass die Inbetriebnahme einer solchen Maschine normalerweise viel mehr Zeit brauche. Der Zeitplan von Bund und Kanton war deshalb, scheint es, schlichtweg nicht realistisch.
Was klar ist: Wenn die ersten Schweizer Atemschutzmasken übers Fliessband laufen werden, wird sie wohl keiner mehr brauchen. Die Lager der Armee sind inzwischen bis unters Dach gefüllt.
Hygienemasken werden schon exportiert
Auf Hochtouren läuft in der Schweiz derweil die Produktion von Hygienemasken. Der Bund empfiehlt, diese beispielsweise zu Stosszeiten im ÖV zu tragen. Sie schützen vor allem die Personen um den Maskenträger herum.
Hygienemasken werden auch, aber längst nicht nur, bei der Flawa hergestellt. Man arbeite 24 Stunden am Tag im 4-Schichten-Betrieb, sagt Sprecher Schirilò. 400'000 Masken verliessen die Fabrik derzeit pro Woche. «Die Nachfrage ist nach wie vor sehr hoch.»
Allerdings seien es immer weniger Privatpersonen, die Masken bestellten, sondern vermehrt Firmen. Auch aus dem Ausland. War die Maskenproduktion einst hochgefahren worden, um die Versorgung im Inland sicherzustellen, wird jetzt bereits jede zehnte Flawa-Maske exportiert.