Sie fehlten in der Schweiz Mitte März fast überall: Schutzmasken, mit denen sich Menschen vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen wollten. Dann gab das Labor Spiez BE bekannt: Zehn Millionen Masken können freigegeben werden, obwohl sie eigentlich das Ablaufdatum schon überschritten hatten. Laut den Experten wurden die Modelle extra noch auf ihre Funktionalität geprüft – und für gut befunden. Die Masken stammen aus Lagerbeständen des Bundes, aber auch aus solchen von Kantonen.
Problem seither gelöst? Nicht überall! Denn jetzt melden sich Träger dieser Notfall-Masken und sind mächtig stinkig. «Der Bund hat uns Müffel-Masken geschickt», sagt etwa Isabelle Moriconi (61) zu BLICK.
Urteil der Empfängerin: «Absolut unbrauchbar!»
Die Baslerin führt eine Praxis für Physiotherapie und hat sechs Angestellte. «Als ich die Maske angezogen habe, haben sie sehr gestunken. So als hätten sie längere Zeit in einem feuchten Keller gelegen», so Moriconi. Kurz: «Die Masken waren absolut unbrauchbar!» Das Team musste sie entsorgen und sich selber um neue Masken kümmern. «Ich konnte meinen Mitarbeitern solche Müffel-Masken schlichtweg nicht zumuten», sagt Moriconi.
Dieselbe Klage kommt auch von Angestellten des Salem-Spitals in Bern. Auch dorthin hat der Bund Masken verteilt, als kaum noch welche auf normalem Weg erhältlich waren. Die Hilfslieferung sorgt aber für Stunk. «Sie riechen nach vergammelten Kleidern», sagt ein Mitarbeiter zu BLICK. Man träufle ätherische Öle mit Zitronengeschmack auf die Masken, damit man sie überhaupt tragen könne. Sowohl Patienten als auch das Personal bekämen aber heute noch diese Müffel-Masken, wie BLICK mitgeteilt wird.
Masken in Labor untersuchen lassen
Das Problem kennt auch die Spitalleitung, wie Sprecherin Annina von Arx bestätigt. Sie relativiert aber: «Der Geruch wurde anfangs von einigen Mitarbeitern bemängelt, hat sich aufgrund der verbesserten Lagerung in unserem Haus mittlerweile verflüchtigt und ist derzeit kaum noch wahrnehmbar.» Wegen des Geruchs habe man die Schutzmasken zudem in einem externen Labor auf Keime und Sporen testen lassen und einen «100 Prozent einwandfreien Befund zurückerhalten», so von Arx.
Die Hygienemasken seien dem Spital im Rahmen des Verteilungsprogramms des Bundes zur Verfügung gestellt worden, um den ersten Engpass zu überbrücken. «Bis wir uns selbständig mit den hohen Verbrauchsmengen eindecken konnten», sagt von Arx.
Das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) weiss nichts von Qualitätsmängeln bei den Masken etwa aus der Armeeapotheke. VBS-Sprecherin Carolina Bohren sagt: «Vor der Abgabe wurden die Masken im Labor Spiez geprüft und als korrekt beurteilt.»