Bund liefert neue Berechnungen
AHV-Zahlen sind wieder weniger rosig

Im Sommer platzte die Bombe: Die AHV steht um Milliarden besser da als gedacht. Jetzt liefert der Bund validierte Berechnungen. Nun steht die AHV doch wieder etwas weniger gut da.
Publiziert: 16.09.2024 um 14:11 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2024 um 10:56 Uhr
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SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider ist für die AHV zuständig.
Foto: PETER KLAUNZER

Auf einen Blick

  • Die neuen AHV-Finanzperspektiven liegen vor
  • Im Jahr 2033 beträgt die Abweichung 2,5 Milliarden
  • Im Jahr 2040 braucht die AHV 6 Milliarden weniger
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Der Bund hat nochmals nachgerechnet und nun die neuen AHV-Finanzprognosen vorgelegt. Das Resultat: Die neuen Projektionen des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV) schätzen die Ausgaben auf rund 69 Milliarden Franken im Jahr 2033.

Das sind gut 2,5 Milliarden Franken weniger als mit dem alten Modell. Im Sommer hatten die Berechnungen noch eine Abweichung von 4 Milliarden Franken im Jahr 2033 ergeben. Doch nun wurde das Berechnungsmodell weiter verfeinert, sodass es doch wieder etwas weniger rosig aussieht. 

Das Umlageergebnis wird ohne Zusatzfinanzierung bereits ab 2026 negativ und beträgt im Jahr 2033 schätzungsweise 5 Milliarden Franken. Das Umlageergebnis zeigt auf, ob sich die jährlichen Rentenausgaben über die jeweiligen Einnahmen wie Lohnbeiträgen oder Mehrwertsteuer decken lassen oder nicht. 

Falsche Formeln

Im Sommer hatte das zuständige Bundesamt für Sozialversicherungen die Bombe platzen lassen. Schuld an der Rechenpanne waren zwei falsche Formeln, die zu unplausiblen hohen Fehlprojektionen führten. SP-Sozialministerin Elisabeth Baume-Schneider (60) bezeichnete den Fehler als gravierend. 

Und die Schere geht mit den Jahren noch weiter auseinander, wie Blick letzte Woche publik gemacht hatte. Im Jahr 2040 sind es mit dem validierten Modell nun aber 6 statt 10 Milliarden Franken Differenz. Dannzumal werden die AHV-Ausgaben rund 77 Milliarden Franken betragen. Das Umlagedefizit steigt ohne Zusatzfinanzirung bis dahin auf knapp 6 Milliarden Franken. Sollte die Mehrwertsteuer wie vom Bundesrat geplant um 0,7 Prozent erhöht werden, würden knapp 3 Milliarden fehlen.

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Weil längerfristig Prognosen mit vielen Unsicherheiten verbunden sind, will das BSV die AHV-Finanzhaushalte künftig mit Bandbreiten darstellen. Zudem will es sich künftig auf mehrere Rechnungsmodelle abstützen, um die Finanzperspektiven selber plausibilisieren zu können. 

Administrativuntersuchung läuft

Das Ganze könnte trotzdem noch ein Nachspiel haben, so hat Baume-Schneider eine Administrativuntersuchung eingeleitet. Man wolle verstehen, wie es zu den Berechnungsfehlern gekommen sei, so die Jurassierin. SVP-Chef Marcel Dettling (43) reicht das nicht. Er fordert auch personelle Konsequenzen, sprich: den Abgang von Amtsdirektor Stéphane Rossini (61).

Auch politisch könnte der AHV-Verrechner Folgen zeitigen, hat er doch das Vertrauen in die Rechenkünste des Bundes deutlich geschwächt. In den Umfragen zur Abstimmung über die umstrittene Pensionskassen-Reform hat sich der Zahlenwirrwarr bereits negative niedergeschlagen. Und so steht die Reform der beruflichen Vorsorge, über welche das Stimmvolk am 22. September entscheidet, vor dem Absturz.

Beeinflussen dürften die neuen Zahlen zudem die Diskussion um die AHV-Finanzierung. Der Bundesrat will die Mehrwertsteuer um 0,7 Prozentpunkte erhöhen, um vorerst die 13. AHV-Rente zu sichern. Allerdings kommen nun die Babyboomer in Rente, sodass die Zahl der AHV-Bezüger in den kommenden Jahren deutlich steigen wird. 

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Das heisst: Trotz Verrechner braucht die AHV auch künftig mehr Geld, wenn die Bevölkerung ein höheres Rentenalter ablehnt. Bis 2026 muss Baume-Schneider jedenfalls schon die nächste grosse AHV-Reform auf den Tisch legen.

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