Es sind eindrückliche Zahlen: Mit dem Booster können gemäss dem neusten Bericht der wissenschaftlichen Corona-Taskforce 10'000 bis 20'000 Hospitalisierungen bei über 70-Jährigen verhindert werden. Gleich viele Spitaleintritte könnten vermieden werden, wenn sich die Ungeimpften impfen lassen würden. Zusammengerechnet sind das etwa so viele vermeidbare Hospitalisierungen wie jene 30'000 Corona-Patienten, die bisher im Spital behandelt werden mussten.
Doch die Impfung schützt nicht nur vor schweren Verläufen. Sie verringert auch die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren und auch das Virus weiterzugeben. Der Schutz vor Transmission, wie die Weitergabe des Virus genannt wird, basiert auf mindestens zwei Mechanismen:
- Geimpfte stecken sich weniger an. Und wer nicht infiziert ist, kann das Virus nicht weitergeben. Je mehr Menschen geimpft sind, desto weniger kann das Virus kursieren.
- Eine geimpfte und dennoch infizierte Person überträgt das Virus seltener als eine nicht geimpfte infizierte Person. Die Taskforce verweist in ihrem neuen Bericht auf ein Studienmanuskript. Dieses schätzt, dass das Übertragungsrisiko bei einer Durchbruchsinfektion mit der Delta-Variante nach zwei Injektionen mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff um etwa 66 Prozent geringer ist als bei Ungeimpften. Das heisst: Ungeimpfte Infizierte geben das Virus dreimal so häufig weiter wie geimpfte Infizierte! Die genauen Gründe dafür sind nicht bekannt; es könnte aber daran liegen, dass Geimpfte weniger lang ansteckend sind. Oder dass sie eine geringere Anzahl Viren im Rachenraum haben.
Ungeimpfte füllen die Spitäler
Wie gut die Impfung wirkt, lässt sich auch an den Hospitalisationszahlen ablesen: Ingesamt sind in der Schweiz 74,4 Prozent aller über 12-Jährigen geimpft. In absoluten Zahlen: 5 695 998 Menschen. Seit dem 27. Januar wurden insgesamt 1207 von ihnen ins wegen Corona ins Spital eingeliefert. Das sind 0,02 Prozent.
Die Impfung schützt also. Während die Geimpften seit Ende Januar knapp zehn Prozent aller Spitalpatienten ausmachen, stellen Ungeimpfte mehr als die Hälfte. Und das, obwohl viel mehr Menschen geimpft sind. Bei 35,5 Prozent ist der Impfstatus unbekannt.
Der Booster erhöht den Schutz wieder
Allerdings nimmt der Schutz vor Ansteckung und Weitergabe des Virus mit der Zeit ab – wie verschiedene Studien belegen. Nimmt man alle vorliegenden Studien zusammen, ergibt sich dennoch folgendes Bild: Geimpfte sind sechs Monate nach dem zweiten Piks immer noch doppelt so geschützt vor einer Infektion wie Ungeimpfte. Der Schutz gegen Weitergabe des Virus nimmt in den ersten 100 Tagen nach der zweiten Impfdosis auf rund 20 Prozent ab – was ebenfalls immer noch besser ist, als ungeimpft zu sein.
Hier kommt der Booster ins Spiel: Nach der dritten Dosis haben Geimpfte einen 20-mal höheren Schutz vor Infektion als Ungeimpfte! Und damit steigt auch wieder der Schutz vor Transmission – die Taskforce nennt dazu allerdings keine Zahlen.
Jährliche Auffrischungen wohl nicht nötig
Auch die Taskforce geht mittlerweile davon aus, dass die dritte Impfung zu einem «vollständigen Schutz» führt – auch wenn dieser nie 100 Prozent beträgt. Doch die Forscher weisen darauf hin, dass viele Impfungen drei Dosen brauchen, etwa bei Hepatitis A und B, der FSME-Zeckenimpfung und Tetanus. Eine dritte Impfdosis sei also nicht aussergewöhnlich. Vielmehr könnte sie zu einem dauerhafteren Schutz führen – jährliche Auffrischungsimpfungen für die breite Bevölkerung bräuchte es dann nicht.
Die Taskforce rät denn auch zur Booster-Impfung für alle. Und zwar schnell. Die Wissenschaftler verweisen auf ein Positionspapier von deutschen Wissenschaftler. Diese sagen, dass sich eine Kampagne, bei der pro Woche sieben Prozent der Bevölkerung geboostert würden, bereits nach einem Monat auf die Ausbreitung der Infektionen auswirken würde.
Und sie weisen darauf hin, dass es mit dem Booster auch einfacher würde, Kinder, die immer noch nicht geimpft werden können, wirksam zu schützen. (sf)