Im Zweifel für den Status Quo. Die Biodiversitäts-Initiative reiht sich in eine lange Liste von Volksbegehren, die die Schweizerinnen und Schweizer abgeschmettert haben. Das Nein ist verständlich. Zu weit gefasst war die Initiative, zu unklar deren konkrete Auswirkungen. Die Vermischung von Heimat- und Naturschutz eine K.o.-Kombi.
Doch auch wenn die Initiative der Umweltverbände nicht die Lösung ist: Weiter wie bisher ist in diesem Fall ebenfalls keine Option. Um die Artenvielfalt in der Schweiz ists nicht gut bestellt. Die Biodiversität sei «weiterhin in einem schlechten Zustand und nimmt weiter ab», hält das Bundesamt für Umwelt auf seiner Website fest.
Einen ähnlichen Satz liess Umweltminister Albert Rösti aus dem Abstimmungsbüchlein streichen. Bundesrat und Bauernverband waren im Abstimmungskampf bemüht, die Situation als weniger dramatisch darzustellen, als sie aus Sicht vieler Fachpersonen ist.
Nichts tun kostet Milliarden
Doch statt um Formulierungen zu feilschen, sollte der Bundesrat das Problem endlich ernst nehmen. Ja, das kostet. Doch nichts zu tun, kommt uns langfristig noch viel teurer zu stehen. Dass die Biodiversität ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, ist unbestritten. Selbst der Bund verweist auf eine Studie, die schätzt, dass die Kosten des Nicht-Handelns bis 2050 auf 2 bis 2,5 Prozent des Bruttoinland-Produkts steigen könnten. Zum Beispiel, weil die Produktivität der Landwirtschaft sinkt und Hitzewellen oder Überschwemmungen heftiger werden.
Das Nein der Stimmbevölkerung zur Biodiversitäts-Initiative befreit Umweltminister Albert Rösti und das Parlament darum nicht von der Pflicht zu handeln. Auch die Bauernlobby ist jetzt gefragt. Man brauche nicht mehr Schutzgebiete, sondern müsse die bestehenden aufwerten, beteuerten sie in den letzten Wochen immer wieder. Wir nehmen sie beim Wort. Jetzt gilt es, das Versprechen umzusetzen.