Ende gut – alles gut. Noch im Oktober drohte der Polit-Karriere von Mustafa Atici (54) ein jähes Ende. Überraschend war der SP-Nationalrat nicht mehr wiedergewählt worden. Und das trotz grosser Medienpräsenz. Immerhin hatte er sich für den frei werdenden Bundesratssitz von Alain Berset (51) beworben – zog seine Kandidatur dann aber zugunsten von Beat Jans (59) zurück.
Nun aber ist Atici wieder obenauf. Die Stimmbevölkerung hat ihn am Sonntag im zweiten Wahlgang mit klarem Vorsprung in die Basler Regierung gewählt, wo er ausgerechnet Parteikollege Jans ersetzt.
Jans: «Ein weiser Entscheid»
Der kurdischstämmige Gastro-Unternehmer erreichte dabei 25'198 Stimmen. Der von den bürgerlichen Parteien und der SVP gemeinsam portierte FDP-Gegenkandidat Luca Urgese holte 22'228 Stimmen. Der 37-jährige Grossrat und Verbandsfunktionär liegt somit knapp 3000 Stimmen hinter Atici. Rechtsaussen-Grossrat Eric Weber machte 1732 Stimmen.
Nötig geworden ist die Ersatzwahl in Basel-Stadt überhaupt erst wegen Jans' Kür zum Bundesratsmitglied vom vergangenen Dezember. Der SP-Asylminister zeigte sich am Sonntag sehr zufrieden mit der Wahl von Parteikollege Atici. Die Basler Bevölkerung habe einen weisen Entscheid gefällt, sagte er. «Die Lücke, die ich hinterlassen habe, ist gut gefüllt worden.»
Mit dem Wahlsieg ist Atici seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Schon im ersten Wahlgang anfangs März lag er knapp 4000 Stimmen vor seinem Widersacher. Urgese hat also sogar etwas Boden gut machen können. Gereicht aber hat es nicht.
Mit Aticis Wahl vom Sonntag kann die SP als grösste und mächtigste Partei im Stadtkanton ihre drei Sitze in der siebenköpfigen Exekutive halten. Atici ist zudem das erste Basler Regierungsmitglied mit Migrationshintergrund.
Cramer wird «höchster Basler»
Bildungspolitiker Atici dürfte vom amtierenden LDP-Regierungsrat Conradin Cramer (45) das Erziehungsdepartement übernehmen. Denn dieser ist ebenfalls am Sonntag mit 37'440 Stimmen als Nachfolger von Jans zum neuen Basler Regierungspräsidenten gewählt worden.
Atici, der im ersten Wahlgang auch noch für das Präsidium kandidierte und knapp 8000 Stimmen hinter Cramer lag, bewarb sich im zweiten Wahlgang nur noch für den Regierungssitz und liess somit das Feld frei für Cramer. Rechtsaussen-Politiker Weber blieb auch hier chancenlos und kam lediglich auf 1494 Stimmen.
Mit der Wahl Cramers geht das 2009 geschaffene Basler Regierungspräsidium erstmals in bürgerliche Hände über. Das Amt war bisher von Guy Morin (Grüne), Elisabeth Ackermann (Grüne) und Beat Jans (SP) ausgeführt worden.