In einem dicht besiedelten Land wie der Schweiz seien Schutzmassnahmen die bessere Lösung, «als alle Menschen in die Städte oder Agglomerationen zu drängen», sagte der SVP-Bundesrat in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Es könne nicht die Strategie der Schweiz sein, ganze Täler oder Dörfer aufzugeben.
In Zukunft sei auch mit mehr Hitzetoten zu rechnen. Darauf müssten sich die Städte einstellen. «Trotzdem fordert man nicht: Ihr müsst jetzt die Stadt verlassen», sagte er. Als weiteres Beispiel nannte er das Matte-Quartier in der Stadt Bern. Es sei schon mehrfach überflutet worden, ohne dass jemand weggeschickt wurde. Künftig werde es mehr Zonen geben, in denen weniger gebaut werden dürfe. Auch dort, wo Hochwasser drohe, werde es weitere bauliche Massnahmen geben, sagte der Umweltminister.
«Die Natur ist eben nicht beliebig steuerbar»
«Wir leben mit verschiedenen Gefahren, die müssen wir ernst nehmen und Prävention betreiben», sagte der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek). «Die Natur ist eben nicht beliebig steuerbar», sagte Rösti. Nach dieser Logik müsste das Berner Oberland hinter Spiez eine Mauer hochziehen, weil dahinter Gefahr drohe.
Rösti sei auf einer Alp aufgewachsen, wo es regelmässig Steinschlag gegeben habe. Es sei wie beim Autofahren, auch da könne etwas passieren. «Deshalb gurtet man sich an und ist dankbar für den Airbag», sagte er.
Diskussion um Umsiedlung
Nach den verheerenden Unwettern in den vergangenen Wochen kam die Diskussion auf, ob Alpentäler umgesiedelt werden müssten. In Einzelfällen könne es zu Umsiedlungen kommen, sagte die Präsidentin der Gebirgskantone, Carmelia Maissen, vor einer Woche in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag».
«Wir werden sicher keine ganzen Täler aufgeben», sagte die Bündner Regierungsrätin (Mitte). Auch Maissen kritisierte den Eingriff für die betroffene Bevölkerung. Sie betonte, dass die Besiedlung der Alpentäler seit je einem Wandel unterworfen gewesen sei. Dies werde auch in Zukunft so sein.