Der Oberste Gerichtshof der USA hat den Weg geebnet für Abtreibungsverbote in einzelnen Bundesstaaten. Nun schwappen die Proteste auf die Schweiz über. In St. Gallen, Luzern und Genf gingen Menschen am Dienstagabend auf die Strasse.
«Mit der Demonstration wollen wir nicht nur gegen das Gerichtsurteil in den USA protestieren, sondern auch daran erinnern: Weltweit und alltäglich wird die Selbstbestimmung von Flinta-Personen und das Recht auf Abtreibung angegriffen», hiess es in einer Mitteilung der Koordination der feministischen Streikkollektive.
Flinta steht für Frauen, Lesben, Inter, Non-Binary, Trans und Agender. Die Abkürzung ist der Versuch, einen Ausdruck für eine Personengruppe zu finden, die nicht männlich ist.
Weitere Protestaktionen sind am Donnerstag in Zürich und am Freitag in Lausanne geplant.
Nach der historischen Entscheidung des Obersten Gerichtshofs haben auch Tausende Menschen in New York für das Recht auf Abtreibung demonstriert.
Unterschriften für Initiative gesammelt
In der Schweiz wurde die Fristenlösung vor 20 Jahren eingeführt. Sie sieht vor, dass Schwangerschaften bis zur 12. Woche ohne ärztliches Gutachten abgebrochen werden können.
Auch in der Schweiz sind Schwangerschaftsabbrüche immer wieder ein politisches Thema. So haben SVP-Politikerinnen zwei Initiativen lanciert, die Einschränkungen des Rechts auf Abtreibungen vorsehen. Eine fordert, dass bei Abtreibungen ein Tag Bedenkzeit eingeführt wird. Die zweite Initiative will ungeborenen Babys zu einem Zeitpunkt, in dem sie ausserhalb des Mutterleibes überleben und atmen könnten, ein absolutes Recht auf Leben zugestehen.
Abtreibungsquote sinkt
In der Schweiz treiben jährlich 10'000 bis 11'000 Frauen ab. Laut Bundesamt für Statistik ist diese Zahl seit 2004 etwa gleich geblieben – obwohl die Einwohnerzahl deutlich zugenommen hat. Das heisst, es gibt heute pro 1000 Frauen in der Schweiz weniger Abtreibungen als etwa noch vor 15 Jahren. (SDA/sie)