In der Jungen SVP ist ein Streit um Strategiechefin Sarah Regez (30) eskaliert. Blick-Recherchen zeigten, dass die SVP-Politikerin an einem Treffen mit dem Rechtsextremen Martin Sellner (35) teilnahm. Der österreichische «Remigrations»-Planer trat im Kanton Zürich auf – zusammen mit der militanten Gruppierung Junge Tat, die vom Schweizer Nachrichtendienst beobachtet wird. Jetzt fordern sechs Kantonalpartei-Präsidenten der Jungpartei die Absetzung von Regez, bis alle Vorwürfe geklärt sind.
In einem Tiktok-Video nimmt Regez nun Stellung. Sie spricht nicht direkt über ihr Treffen mit Sellner. Doch in der Gesellschaft habe sich die Annahme durchgesetzt, dass man sich mit gewissen Personen nicht mehr abgeben dürfe, «weil man sonst ebenfalls direkt in eine Ecke gestellt wird», so Regez.
«Und dann wird behauptet, dass, wenn man sich damit befasst, auch dieses Denkmuster übernommen wird.» Ihre politischen Ansichten seien jedoch bereits gefestigt. Wenn sie sich mit jemandem zusammensetze, würde sie ihre Meinung nicht komplett verändern. «Nichtsdestotrotz ist es doch wichtig, dass man auch andere Meinungen immer wieder anhört», sagt Regez. «Demokratie bedeutet, dass man sich seine Meinung bilden muss. Und die kann man sich nur bilden, indem man sich diesen Meinungen aussetzt.»
Dasselbe Verhältnis
Ähnlich hatte sich Regez bereits gegenüber der «Basler Zeitung» geäussert: «Ich war im Jahr 2023 an zahlreichen Apéros, Meetings, Podien, Vorträgen und weiteren Einladungen, ein ‹Geheimtreffen› – was auch immer das heissen soll – war nicht dabei», schreibt sie der Zeitung auf Anfrage. Jedoch dementiert sie damit nicht, dass sie Martin Sellner und Mitglieder der Jungen Tat getroffen habe.
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Gegenüber dem Onlineportal Prime News sagte sie schon früher, dass sie «alle Strömungen» gerne anhöre. «Insofern pflege ich dasselbe ‹Verhältnis› zur Jungen Tat, wie beispielsweise auch zu den Jungsozialisten (Juso).»
Jungparteien fordern Distanzierung
Am Dienstag hatten die Sektionen der Jungen SVP Basel-Stadt, Graubünden, Solothurn, Schaffhausen, Thurgau sowie Säntis von ihrer Partei eine «klare Abgrenzung von extremistischen Gruppierungen» sowie «ein Bekenntnis zur demokratischen Grundordnung» verlangt.
Am Mittwoch äusserten sich auch die restlichen grösseren Jungparteien um die junge FDP, Mitte und die Juso in einer gemeinsamen Medienmitteilung und forderten die junge SVP um Präsident Nils Fiechter (27) auf, sich konsequent von rechtsextremen Personen und Inhalten zu distanzieren. «Wenn sich die Junge SVP nicht konsequent personell und inhaltlich von der Jungen Tat und Martin Sellner distanziert, würde dies bestätigen: Sie stecken unter einer Decke», sagte Juso-Chef Nicola Siegrist (27). «Solche demokratiefeindlichen und menschenverachtenden Ideologien haben in unserer Gesellschaft nichts verloren.»
Fiechter selbst ist mit Regez auch privat liiert. Am Dienstag wollte er sich gegenüber Blick nicht äussern. «Interne Belange werden bei der Jungen SVP Schweiz intern behandelt.» (bro)