«Wir sind richtige Frauenversteher» – so stellen sich die beiden Jungunternehmer Eugen Raimkulow und André Ritterswürden in der TV-Show «Höhle der Löwen» von VOX am Montagabend vor. In der Sendung geht es darum, Investoren die eigene Geschäftsidee schmackhaft zu machen. Und das haben die beiden «Frauenversteher» geschafft – Investor Ralf Dümmel zeigte sich begeistert von ihrem Produkt.
Weit weniger Begeisterung machte sich aber im Internet breit. Raimkulow und Ritterswürden ahnten nicht, dass kurz nach der Präsentation ihrer pinken Handschuhe ein regelrechter Shitstorm losbricht.
«Pinky Gloves» erleichtern das Leben der Frauen
Mit den «Pinky Gloves» wollen die beiden Männer «das Leben der Frauen einfacher machen.» Die selbst entwickelten Plastikhandschuhe sollen Frauen dabei helfen, ihre Mensturationsartikel einfacher zu entsorgen. Dass Frauen dabei Hilfe brauchen, haben die beiden Jungunternehmer eigenen Angaben zufolge in einer gemischten WG gelernt, wo sie «so einiges mitbekommen» hätten.
Der «Pinky Glove» diene der praktischen und vor allem hygienischen Entsorgung von Menstruationsartikeln, argumentierte das Duo. Und Hygiene ist den beiden Männern sehr wichtig. Denn obwohl sie erst behaupteten, nicht direkt vom Problem betroffen zu sein, räumten sie auf die Frage einer Investorin ein, auch bereits selber «einschneidende und gruselige» Erlebnisse mit Damenhygieneartikeln gemacht zu haben.
«Wenn man mit mehreren Frauen in einer WG wohnt und nur ein Badezimmer hat, ist ja klar, dass man auch mal den Blick in den Mülleimer werfen muss», erklärten sie. Dabei hätten sie schon mehrmals nur in Toilettenpapier eingewickelte Hygieneartikel sehen müssen – und das war für die beiden «ziemlich unangenehm».
Nicht nachhaltig, aber dafür sexistisch
Noch unangenehmer dürften den Jungunternehmern nun aber die Anfeindungen im Internet wegen dieser Aussagen sein. Zahlreiche Frauen empören sich darüber, dass Männer ihnen erklären wollen, wie sie mit ihrer Periode umzugehen haben. Auch die fehlende Nachhaltigkeit und der hohe Preis der Plastikhandschuhe stösst vielen Internet-Userinnen sauer auf.
Dabei waren Raimkulow und Ritterswürden nicht die ersten, die sich mit einer Geschäftsidee zum Thema Menstruation in die «Höhle der Löwen» getrauten. Vor zwei Jahren stellten sich die beiden Unternehmerinnen Kristine Zeller und Kati Ernst den Investoren. Ihr Produkt: Periodenunterwäsche. Geldgeber konnten sie damit aber keine überzeugen.
Ihren Frust über den Erfolg der «Pinky Gloves» machten die beiden Frauen nun über Instagram öffentlich. Zwar goutieren sie es, dass sich auch Männer mit der Periode auseinandersetzen – der Name, den Raimkulow und Ritters gewählt haben, hätte aber nicht sexistischer sein können. «Ein absolutes Klischee, dass man Frauen nur mit der Farbe pink ködern kann», kritisieren sie.
«Tabuthema Periode wird gefestigt»
«Der Handschuh kostet ein zigfaches eines normalen Gummihandschuhs, den man auch verwenden hätte können», ziehen sie weiter über die «Pinky Gloves» her. Das vermittle: Als Frau müsse man mehr zahlen, damit man ja niemanden im Umfeld stört.
Und was Zeller und Ernst am meisten am Produkt stört: Die beiden Männer suggerieren damit, dass sie ein Problem von Frauen lösen – die einzigen, die ein Probelm mit den Tampons im WC-Abfalleimer haben, sind aber die Männer. So vermittle man der Gesellschaft einmal mehr, dass die Periode unrein sei. Im Internet teilen nicht gerade wenige Menschen die Ansichten der beiden Unternehmerinnen – ihr Video wurde in nur einem Tag fast zwei Millionen Mal geklickt.
«Pinky Gloves»-Gründer rudern zurück
Das konnte auch Raimkulow und Ritterswürden nicht kalt lassen. Kurz nach Ausstrahlung veröffentlichten auch sie ein Statement zum Perioden-Eklat. Darin versicherten sie, dass die Menstruation auch für sie etwas ganz natürliches sei, wofür sich keine Frau schämen müsse. «Wir wollten nicht zum Ausdruck bringen, dass die Periode etwas ekelhaftes ist», betonen sie.
Das Zurückrudern brachte jedoch nicht viel. Nach dem Video klang der Shitstorm gegen die Jungunternehmer keineswegs ab. Die Gründer von «Pinky Gloves» sahen sich sogar zu einer weitere Stellungnahme auf Instagram genötigt. Darin gestehen sie, sich nicht ausreichend mit dem Thema befasst zu haben, und geloben, aus der Kritik zu lernen.
Allerdings haben es einige Internet-User mit Hassnachrichten klar übertrieben. Selbst die Familien der beiden Jungunternehmer nahmen sie ins Visier. Raimkulow und Ritterswürden bitten deshalb inständig darum: «Wir wünschen uns, bitte bleibt bei eurer berechtigten Kritik sachlich und bitte haltet unsere Familien und unser Umfeld aussen vor.» (dbn)