Zehn Schweizer Staatsangehörige haben am Mittwochabend den Niger an Bord eines französischen Flugzeugs in Richtung Paris verlassen. Dies teilte das Aussendepartement EDA auf Anfrage von Keystone-SDA mit. Rund zwei Dutzend Schweizerinnen und Schweizer sind noch vor Ort. Zuvor hatten unter anderem Frankreich und Italien Flüge durchgeführt, um ihre Landsleute in Sicherheit zu bringen.
«Das EDA dankt Frankreich für seine Unterstützung zu Gunsten der Schweizer Staatsangehörigen», schreibt das Departement. Es verfolge die Lageentwicklung im Niger weiterhin eng und bleibe sowohl mit seinen Partnerstaaten als auch mit den verbleibenden rund zwei Dutzend Schweizer Staatsangehörigen vor Ort in Kontakt. Die Schweiz rät laut EDA bereits seit 2009 von Reisen nach Niger sowie von Aufenthalten jeder Art im Land ab.
Zunächst hatte Frankreich mit den ersten beiden Evakuierungsflügen 513 Personen in Sicherheit gebracht. Dies teilte das französische Aussenministerium mit. Unter ihnen waren über 350 Franzosen. Insgesamt hat Paris vier Flüge vorgesehen. Etwa 500 bis 600 Französinnen und Franzosen sind den Angaben zufolge in Niger.
Sahelzone immer instabiler
An Bord eines italienischen Flugzeuges waren nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa 87 Menschen, unter ihnen 36 Italiener, 21 Amerikaner, vier Bulgaren und zwei Österreicher. In Niger befinden sich nach Angaben von Aussenminister Antonio Tajani knapp 100 Italiener.
In Niger hatten Offiziere der Präsidialgarde am Mittwoch vergangener Woche den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt und für entmachtet erklärt. Der Kommandant der Präsidialgarde, General Abdourahamane Tiani, ernannte sich im Anschluss selbst zum neuen Machthaber. Kurz nach Tianis Machtübernahme setzten die Putschisten die Verfassung ausser Kraft und lösten alle verfassungsmässigen Institutionen auf.
Nach Militärputschen in Mali und Burkina Faso seit 2020 war Niger das letzte der drei Nachbarländer in der Sahelzone, das von einer demokratisch gewählten Regierung geführt wurde. Niger war auch in Migrationsfragen ein wichtiger Partner für den Westen.
Ecowas stellt Ultimatum
Die Militärmachthaber Nigers öffneten am Mittwoch die Landes- und Luftgrenzen zu den fünf Nachbarstaaten Mali, Burkina Faso, Algerien, Libyen und Tschad.
Der Konflikt in Niger könnte weiter eskalieren. Denn die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas hatte den Putschisten am Sonntag ein Ultimatum gestellt. Sollte der festgesetzte Präsident Bazoum nicht innerhalb einer Woche wieder eingesetzt werden, werde Ecowas Massnahmen ergreifen, die auch Gewalt umfassen könnten, hiess es. (SDA)