Man habe Kenntnis davon, dass einige europäische Staaten am 1. August damit begonnen haben, Sonderflüge aus Niger für ihre Staatsangehörigen sowie Bürgerinnen und Bürger anderer europäischer Staaten durchzuführen, schrieb das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Vor diesem Hintergrund sei das EDA mit den Behörden dieser Staaten sowie den Schweizer Staatsangehörigen vor Ort in engem Kontakt. «Dies mit dem Ziel, dass auch Schweizer Staatsangehörige von diesen Flügen Gebrauch machen können», hiess es weiter. Wie viele Schweizerinnen und Schweizer sich in Niger aufhalten, gab das Aussendepartement in Bern nicht an. Betroffene könnten sich an die Helpline EDA wenden, hiess es.
Frankreich habe mit den ersten beiden Evakuierungsflügen 513 Personen in Sicherheit gebracht, teilte das französische Aussenministerium unterdessen mit. Unter ihnen waren über 350 Franzosen. Insgesamt hat Paris vier Flüge vorgesehen. Etwa 500 bis 600 Franzosen sind den Angaben zufolge in Niger.
An Bord eines italienischen Flugzeuges waren nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa 87 Menschen, unter ihnen 36 Italiener, 21 Amerikaner, vier Bulgaren und zwei Österreicher. In Niger befinden sich nach Angaben von Aussenminister Antonio Tajani knapp 100 Italiener.
In Niger hatten Offiziere der Präsidialgarde am Mittwoch vergangener Woche den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt und für entmachtet erklärt. Der Kommandant der Präsidialgarde, General Abdourahamane Tiani, ernannte sich im Anschluss selbst zum neuen Machthaber. Kurz nach Tianis Machtübernahme setzten die Putschisten die Verfassung ausser Kraft und lösten alle verfassungsmässigen Institutionen auf.
Nach Militärputschen in Mali und Burkina Faso seit 2020 war Niger das letzte der drei Nachbarländer in der Sahelzone, das von einer demokratisch gewählten Regierung geführt wurde. Niger war auch in Migrationsfragen ein wichtiger Partner für den Westen.
Die Militärmachthaber Nigers öffneten am Mittwoch die Landes- und Luftgrenzen zu den fünf Nachbarstaaten Mali, Burkina Faso, Algerien, Libyen und Tschad.
Der Konflikt in Niger könnte weiter eskalieren. Denn die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas hatte den Putschisten am Sonntag ein Ultimatum gestellt. Sollte der festgesetzte Präsident Bazoum nicht innerhalb einer Woche wieder eingesetzt werden, werde Ecowas Massnahmen ergreifen, die auch Gewalt umfassen könnten, hiess es.
(SDA)