Nach dem klaren Ja der Öffentlichkeit zur 13. AHV-Rente am 3. März reagiert der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. Insider berichten von einer Anpassung der Kampagnenstrategie, die auf langfristige Wirkung abzielt, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.
Statt sich nur während Abstimmungskämpfen zu engagieren, plant der Verband eine langfristige Präsenz in der öffentlichen Meinung. Dafür soll das Kampagnenbudget in den nächsten fünf Jahren erheblich steigen, möglicherweise auf bis zu 20 Millionen Franken pro Jahr.
Verbandsdirektorin Monika Rühl (61) bezeichnete die Diskussion darum im «Tages-Anzeiger» als interne Angelegenheit. Kritiker bemängelten den Abstimmungskampf gegen die 13. AHV-Rente als zu wenig wirksam und zahm.
Externe Hilfe geholt
Für eine Nachbetrachtung der Kampagne hat sich Economiesuisse darum externe Hilfe geholt: Politologe Michael Hermann (52). In einem Vortrag Mitte März bilanzierte Hermann, der Veband brauche eine stärkere Glaubwürdigkeit und eine dauerhafte Präsenz in der öffentlichen Wahrnehmung.
«Michael Hermann hat uns direkt ins Gesicht gesagt, was wir falsch machen», lässt sich ein Mitglied des Vorstandsausschusses im Artikel zitieren. «Manchmal muss man eins aufs Dach bekommen, um aufzuwachen.»
Die geplante Strategieänderung soll Programme wie «Wirtschaft. Wir alle» umfassen. Es soll Unternehmen in die öffentliche Debatte einbeziehen. Weiter soll die Plattform «Stark + Vernetzt» für ein neues EU-Abkommen werben. Dieses Abkommen, über das die Bevölkerung dereinst abstimmen wird, ist für die Schweizer Wirtschaft von grosser Bedeutung.
Mit Gewerkschaften Schritt halten
Die Budgeterhöhung ziele auch darauf ab, mit der verstärkten Aktivität von Gewerkschaften und NGOs Schritt zu halten. Zwar hat Economiesuisse bisher bedeutende Mittel für Abstimmungskämpfe bereitgestellt und plant, dieses Engagement auch auszuweiten. Doch in jüngsten Abstimmungskämpfen waren die Gegner der Wirtschaftsinteressen finanziell besser ausgestattet.
Die Entscheidung über die genaue Umsetzung der neuen Strategie stünde noch aus, heisst es im Artikel. Auch sei noch unklar, woher der Verband die zusätzlichen Millionen hernehmen wolle. Wahrscheinlich sei, dass dessen Mitglieder die Budgeterhöhung tragen müssten: Einzelfirmen, Handelskammern, Branchenverbände und deren Mitgliedsfirmen.