Die Recherche des SonntagsBlicks hat also doch Konsequenzen! Wie vergangene Woche bekannt wurde, hat die Präsidentin der SVP Winterthur und Nationalratskandidatin Maria Wegelin (44) für ihren Onlinewahlkampf mit der Jungen Tat zusammengespannt.
Die beiden Wahlhelfer Tobias L.* (21) und Manuel C.* (23) wurden einst wegen Rassendiskriminierung verurteilt und mehrmals festgenommen. Weitere Strafverfahren gegen sie laufen noch.
Die Affäre um die Junge Tat
Nachdem sich die SVP Winterthur vergangene Woche bedeckt gehalten hat, kündigt sie nun am Sonntag eine ausserordentliche Generalversammlung an. Der «Tages-Anzeiger» berichtete am Sonntag als Erster darüber.
Am 31. Oktober solle die für die SVP unangenehme Angelegenheit diskutiert werden. Bis dahin lässt Wegelin ihr Amt als Parteipräsidentin ruhen. Das habe sie in Abstimmung mit dem Parteivorstand entschieden, heisst es in der Mitteilung.
Unterstützer wenden sich ab
«Wie schon immer duldet die SVP Winterthur in keiner Art und Weise extremistische Gruppierungen oder Haltungen, so auch keinen Rechtsextremismus», heisst es in der Mitteilung weiter. Die Partei will sich erst wieder nach der Versammlung äussern und kündigt an, bis dahin keine weitere Auskunft mehr zu geben.
Gegenüber der «NZZ» hatte Wegelin vergangene Woche noch gesagt, sie werde Parteipräsidentin bleiben. Kantonalpräsident Domenik Ledergerber hatte bekräftigt, es handle sich beim Engagement der Wahlkampfhelfer um eine Privatsache.
Sie habe zum Zeitpunkt der Auftragsvergabe noch nie von der Gruppierung Junge Tat gehört, sagte Wegelin in der «NZZ» weiter. Die beiden jungen Männer seien ihr sympathisch gewesen, zudem habe es Gemeinsamkeiten gegeben. Wegelin erwähnte in diesem Zusammenhang Corona und die Massnahmen des Bundes.
Der Hauseigentümerverband Winterthur hatte seine Unterstützung für SVP-Kandidatin Wegelin bereits zurückgezogen.
Rechtsextremist ist SVP-Mitglied
Die Winterthurer SVP-Präsidentin ist kein Einzelfall. Wie der Sonntagblick berichtete, entwarf der Kopf der Jungen Tat auch Wahlplakate für die Junge SVP Thurgau.
Der Rechtsextremist Manuel C. ist dort sogar bis heute Mitglied der Jungpartei. Der Anführer der Jungen Tat hat die Arbeiten auf internen Aufruf hin übernommen. In einer Stellungnahme erklärt die Geschäftsleitung der Kantonalsektion gegenüber dem Sonntagblick, dass man nichts über den Hintergrund von Manuel C. gewusst habe. Insider bestreiten diese Darstellung.
Es übersteige die Kapazitäten, bei jedem Neumitglied den Hintergrund zu durchleuchten, teilte die Geschäftsleitung weiter mit. Die Partei hat 220 Mitglieder.
Die Junge Tat steht unter Beobachtung der Bundespolizei (Fedpol). Bekanntheit erlangte die Gruppierung etwa, als sie 2022 eine Veranstaltung in Zürich störte, bei der Dragqueens Kindern aus Büchern vorlasen.
SVP-Parteipräsident Marco Chiesa (48) wollte sich bisher nicht zu den Recherchen äussern. (sie)
* Namen bekannt