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Nach Basel-Stadt, Schwyz, Neuenburg und Jura zieht jetzt Zürich nach
Polizeischüler brauchen keinen Schweizer Pass mehr

Wer Polizist werden will, braucht den roten Pass – so die Regel in den meisten Kantonen. In Zürich wird diese Praxis aufgeweicht. Dort sollen jetzt auch Ausländer die Polizeischule besuchen dürfen.
Publiziert: 20.05.2021 um 18:55 Uhr
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Nicht jede kann Polizistin werden.
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Rachel Hämmerli

Ein waschechter Polizist besitzt eine Waffe – und den Schweizer Pass. So sehen das die meisten Kantone in der Schweiz. Die Stadt Zürich weicht jetzt von dieser Regel ab. Der Stadtrat hat am Mittwoch beschlossen, auch Ausländer mit einer C-Bewilligung in die Polizeischule aufzunehmen.

In Zürich hat ein Drittel der Bevölkerung keinen Schweizer Pass. «Die Polizei soll bürgernah sein», schreibt der Stadtrat in einer Stellungnahme. Dazu gehöre eben auch, dass der ausländische Teil der Bevölkerung ebenfalls abgebildet werde. Zudem würden Ausländer wertvolle Fremdsprachenkenntnisse mitbringen.

«Polizist ist nicht irgendein Beruf»

Mauro Tuena (49), der Präsident der Zürcher SVP, sieht das kritisch. «Polizist ist nicht irgendein Beruf», sagt der Nationalrat zu Blick. Polizisten hätten die Aufgabe, das Gesetz durchzusetzen, und bekämen dafür vom Staat eine Waffe und das Recht, auch Gewalt einzusetzen. «Bei so einer grossen Verantwortung darf die Bevölkerung erwarten, dass der Polizist unser System kennt und unserer Sprache mächtig ist.» Das sieht Tuena nur bei Personen mit dem Schweizer Pass gewährleistet.

Anderswo sieht man das anders. In den Kantonen Basel-Stadt, Schwyz, Neuenburg und Jura können Ausländer längst Polizisten werden. «Damit haben wir positive Erfahrungen gemacht», sagt Erwin Mächler, Personalchef bei der Kapo Schwyz.

Grössere Auswahl für geeignete Leute

In der Bevölkerung störe sich kaum jemand an Polizisten ohne Schweizer Pass, sagt Mächler. Klar gebe es manchmal Diskussionen. «Es kommt vor, dass sich Polizisten für ihren Hintergrund rechtfertigen müssen oder darauf reduziert werden.» Aber das geschehe nur sehr selten.

Im Schnitt sei die Praxis ein Erfolg: «So haben wir eine grössere Auswahl, um geeignete Leute zu finden», sagt Mächler. Dank Polizisten mit einem zusätzlichen kulturellen Hintergrund habe man auch leichter Zugang zu fremden Kulturkreisen.

«Viele Ausländer sind bünzliger als so mancher Schweizer»

In den meisten Kantonen gilt aber nach wie vor: Keine Polizeiwaffe ohne roten Pass. Im Aargau will man das auch nicht ändern. «Wir haben aktuell noch genug Bewerber mit Schweizer Pass», sagt Daniel Saridis, stellvertretender Ausbildungsleiter.

Er nennt noch einen weiteren Grund, an der Praxis festzuhalten: «Weil Ausländer nicht abstimmen können, müssen sie vielleicht Gesetze durchsetzen, hinter denen sie nicht stehen.» Diese Gefahr bestehe bei Schweizern weniger, da diese am politischen Geschehen teilhaben können.

Saridis bezweifelt nicht, dass Ausländer mitunter sehr gut integriert seien – auch ohne Schweizer Pass. «Viele Ausländer sind bünzliger als so mancher Schweizer», sagt er. Grundsätzlich sei auch jeder willkommen bei der Polizei: «Wir sagen dann einfach: ‹Lasst euch einbürgern.›»

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