Möglicher Bundesrats-Nachfolger wehrt sich
Bei Bersets Plänen sieht Jans rot

Als Fördermassnahme will der Bund künftig regelmässig eine Schweizer Kulturhauptstadt auszeichnen. In der selbsternannten Kulturhauptstadt Basel kommt das gar nicht gut an.
Publiziert: 04.10.2023 um 08:47 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2023 um 09:04 Uhr
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Alain Bersets Bundesamt für Kultur will künftig regelmässig eine Schweizer Stadt zur nationalen Kulturhauptstadt küren.
Foto: keystone-sda.ch

Das Bundesamt für Kultur von Alain Bersets (51, SP) liebäugelt damit, künftig alle drei bis fünf Jahre eine Schweizer Stadt zur nationalen Kulturhauptstadt zu küren. Dabei wirbt Basel schon seit Jahren im In- und Ausland mit diesem Titel für sich.

Die Basler Abteilung Kultur von Regierungspräsident Beat Jans (59,SP) ist verärgert. Ausgerechnet Jans, der im Bundesrat die Nachfolge von SP-Kollege Berset antreten möchte.

Die Idee sei «dezidiert verfehlt»

In der selbst ernannten Kulturhauptstadt der Schweiz stösst das Projekt auf Ablehnung. Der Kanton Basel-Stadt halte die Idee «dezidiert für verfehlt», schreibt die Basler Kulturchefin Katrin Grögel in der offiziellen Vernehmlassungsantwort an den Bundesrat.

Bersets Departement will dem Ansinnen des Vereins «Kulturhauptstadt Schweiz» folgen, wovon er sich einen «Beitrag zur Stärkung des nationalen Zusammenhalts, zur Aufwertung der kulturellen Vielfalt in der Schweiz und zum kulturellen Austausch zwischen den Sprachregionen» erhofft.

Nach dem Vorbild der Kulturhauptstadt Europas solle ein Schweizer Pendant geschaffen werden, berichtet die «Basler Zeitung» und verweist auf die neue Kulturbotschaft des Bundes für die Jahre 2025 bis 2028.

Basel vermarktet sich seit Jahren mit dem Titel

Das Selbstverständnis als Kulturhauptstadt hat in Basel Tradition. Schon seit über zehn Jahren arbeitet die Kantonsregierung daran, diese Position zu stärken. «Wir sind klar der Meinung, dass Basel aufgrund der aussergewöhnlichen Dichte an hochstehenden Kulturangeboten für sich beanspruchen darf, die ‹Kulturhauptstadt der Schweiz› zu sein», wird Basels Tourismus-Chef Christoph Bosshardt zitiert. Seit Jahren verwende man die Bezeichnung national und international, um die Stadt zu vermarkten.

Ein regelmässig vergebener Titel «Kulturhauptstadt der Schweiz» könnte diese Strategie durchkreuzen, wird in Basel befürchtet. Über die Landesgrenzen hinaus würde das Projekt «eher einen geringen oder gar keinen Mehrwert» schaffen. «Sollte an den Plänen festgehalten werden, schlagen wir daher zwingend die Verwendung eines anderen Titels vor», wehren sich Jans' Beamte gegen jene von Parteikollege Berset.

Plötzlich gegen Basel entscheiden

Das Brisante an der Auseinandersetzung: Wird Mitfavorit Jans im Dezember tatsächlich in die Landesregierung gewählt, würde er wohl auch gleich Bersets Innendepartement übernehmen – und wäre künftig für die Umsetzung der Kulturbotschaft verantwortlich.

Dass er von den Kulturhauptstadt-Plänen wenig hält, lässt Jans die «Basler Zeitung» unmissverständlich wissen: «Ich vertrete den Kanton. Der hat hierzu eine klare Haltung.» Als möglicher Bundesrat aber müsste er dann vielleicht eine andere Haltung vertreten. (dba)

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