Der Bundesrat plant eine grosse Impfoffensive. Doch seine Vorschläge kommen gar nicht gut an. Die Idee, 50-Franken-Gutscheine an Leute zu verteilen, die andere zum Piksen bringen, lehnen die Kantone voll und ganz ab. Auch der Vorschlag, Impf-Berater von Tür zu Tür zu schicken, fällt durch.
Daher wird es wohl bei der Ausrufung einer nationalen Impfwoche bleiben. Denn selbst der Vorschlag des Bundesrats, Geld zur Verfügung zu stellen, damit die Kantone viel mehr Impfbusse und andere mobile Equipen durchs Land schicken können, stösst nur halb auf Interesse. Es fehle nicht an Geld, sondern an Personal, so die Kantone in ihren Rückmeldungen.
Das Potenzial ist ausgeschöpft
Und: Verschiedene Kantone meldeten, dass mobile Impfbusse bei ihrer Bevölkerung auf wenig Interesse gestossen seien. «Bereits heute stehen in verschiedener Hinsicht Informationsangebote für die Bevölkerung zur Verfügung», hält der Kanton St. Gallen fest. Der Kanton setze schon jetzt mobile Impfeinheiten ein. Mehr sind aus seiner Sicht nicht nötig.
Auch andere Kantone sagen, dass das Potenzial in ihrer Gegend ausgeschöpft sei und mehr Impfstellen deshalb nichts bringen würden.
Nicht mal der Meisterpokal hat gezogen
Beispiel Zug: Dort hatte man sich etwas Besonderes ausgedacht: Bei den ersten beiden Heimspielen des EVZ im September baute der Kanton eine Impfstation im Stadion auf. Besonderes Zückerli: Wer sich impfen liess, konnte ein Selfie mit dem sonst hinter verschlossenen Türen aufbewahrtem Meisterpokal machen.
Gebracht hat es nichts, wie Gesundheitsdirektor Martin Pfister (58) auf Blick-Anfrage sagt: «An den zwei Impfaktionen vor den EVZ-Heimspielen haben sich je rund 20 Personen impfen lassen. Wir schliessen daraus, dass Impfaktionen an Events nicht auf eine grosse Nachfrage stossen.»
Walk-In funktioniert in Zug besser
Ähnlich äussert sich Uri: Zwar hätten die Impfmobile eine Zeit lang etwas gebracht. Nun aber werde der «Grenzeffekt» weiterer Angebote immer kleiner: «Wir weisen darauf hin, dass das Potential der dezentralen, mobilen Angebote mit steigender Impfquote zunehmend ausgeschöpft ist».
Wie der Zuger Regierungsrat Pfister sagt, kommen andere Angebote weit besser an: «Der mit Abstand grösste Teil der Impfungen wird nach wie vor im zentralen Impfzentrum verabreicht. Ebenfalls gute Erfahrungen machen wir mit dem ‹Freitagsimpfen›: In neun Apotheken im Kantonen können sich Zugerinnen und Zuger jeweils am Freitagnachmittag ohne Voranmeldung impfen lassen.»
Erfolgsmodell Solothurn
Solothurn, wo seit August mobile Impfteams in den Gemeinden unterwegs sind, hat genau umgekehrte Erfahrungen gemacht: «Wir haben mit diesem Angebot viel mehr Leute impfen können als mit Walk-Ins», so Beat Kamber, Leiter des Fachstabs Pandemie.
An rund 250 Einsätzen – davon 200 in Institutionen wie Alters-/Pflegeheimen, Firmen und Schulen und 50 in Gemeinden – konnten insgesamt 14'000 Impfungen verabreicht werden. Daher setze man weiterhin auf mobile Equipen. Jeder Einsatz koste im Schnitt 3500 bis 4000 Franken.
In enger Absprache mit den Gemeinden
Der Schlüssel zum Erfolg liegt laut Kamber in der Zusammenarbeit mit den Gemeinden. Gemeinsam mit diesen koordiniere man die Einsätze und kommuniziere die Termine. «Wichtig ist gemäss unseren Erfahrungen auch der Standort. Wir haben in den Lokalitäten der Gemeinden geimpft – in Gemeindehäusern oder ähnlichen öffentlichen Gebäuden.»
Und: Solothurn kümmert sich auch um die zweite Impfung. Einen Monat nach dem ersten Piks gehen die Teams nochmals in die Gemeinden, um das zweite Mal zuzustechen.