«Missraten», «miserabel», «chaotisch»
So will Davos schöner werden

Während des WEF war Davos wieder auf allen Bildschirmen. Doch wo im Januar der Schnee glitzert, sah die Welt nun vor allem Asphalt und Beton. Es wurde deutlich: Davos ist keine Schönheit. Noch.
Publiziert: 26.05.2022 um 18:55 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2022 um 23:29 Uhr
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Die ganze Welt schaut nach Davos, wenn WEF-Gründer Klaus Schwab (links) den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz begrüsst.
Foto: keystone-sda.ch
Sermîn Faki

Bis Freitag noch, dann gehört Davos GR wieder den Davoserinnen und Davosern – jedenfalls ein paar Wochen, bevor die Sommersaison weniger Anzug-, dafür aber Wanderschuh-Träger in die Alpenstadt bringt.

Dabei: Die Stadt – immerhin die höchstgelegenste Europas – selbst zieht kaum einen Touristen an, ausser es ist WEF. Es sind die Berge, die Pisten, Wander- und Bikewege, die malerischen Alpen, die Scharen von Freiluftfanatikern ins Landwassertal locken.

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Ein Schmuckstück ist die Stadt nicht

Davos selbst – eine sich ziehende Streusiedlung entlang der Landwasser, «aus Gründerzeitpalästen, Flachdachkisten und fussballfeldgrossen Parkplätzen», wie die deutsche Zeitung «Welt» schreibt. Auch wenn das Flachländer-Auge alles ein bisschen zu negativ sieht (und vielleicht nicht weiss, dass die im Davoser Stadtzentrum noch immer vorgeschriebenen Flachdächer in so schneereichen Zentren durchaus ihren Sinn haben – Stichwort Dachlawinen), so geben selbst Davoserinnen und Davoser zu: Ein Schmuckstück ist ihre Heimatstadt nicht. Und die aus dem Boden gestampften Hotels wie das «goldene Ei» machen es nicht besser.

Der Bündner Architekturkritiker und «Hochparterre»-Verleger Köbi Gantenbein (66) schreibt: «Der Ort mag erfolgreich und lebhaft sein, seine soziale und wirtschaftliche Geschichte eindrücklich – aber das Bild des Ortes sei missraten, miserabel und chaotisch.»

Jetzt soll der Bahnhof verschoben werden

Der neue Landammann Philipp Wilhelm (33) will das ändern. Und er fängt beim Bahnhof Davos Dorf an. Dieser soll um 400 Meter talaufwärts verschoben werden, Richtung Seehofseeli. Dies, weil die RhB den Bahnhof sowieso behindertengerecht umbauen muss, die Gemeinde beim Seehofseeli sowieso schon ein unterirdisches Parkhaus und eine Begegnungszone plant und die jetzige Verkehrssituation am Bahnhof ein «Chrüsimüsi» sei, wie die Zeitung «Südostschweiz» vor Jahren schrieb. Zusätzlicher Pluspunkt: Die Talstation Parsenn wäre dann ohne Umsteigen auf den Bus zu erreichen.

Zudem soll rund um Bahnhof und Promenade (die dann nur noch für Fussgänger bereit sein soll) so etwas wie ein neues Zentrum entstehen – mit Busbahnhof, Park, Begegnungszone, Wohnungen, eine «Perle», wie die Projektpartner sagen.

Es wird wohl teurer als gedacht

Seit Jahren wird das «Generationenprojekt» schon verfolgt – Wilhelms Vorgänger Tarzisius Caviezel (67) war da noch im Amt. Und es wird noch Jahre dauern: Vor 2024 wird mit dem Bau kaum begonnen – wenn die Stimmbürger denn Ende 2023 überhaupt ja sagen. Der Finanzierungsbedarf werde wohl grösser als bisher gedacht, hiess es im Januar einer Veranstaltung.

Wie schreibt Architekturkritier Gantenbein: «Seit 150 Jahren rückt und zieht der schnelle Umsatz von Kapital an Davos. Dazu gehören spektakuläre Brüche und bankrotte Baukunst und Schmarren, wackere Renten für glückliche Goldgräber und Unzufriedenheit einiger über die Bescherungen.» Nun, dann sollte ja zumindest genug Geld da sein, um eine neue Perle zu setzen.

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