Mirjam Hostetmann (24) und Jakub Walczak (19) kämpfen ums Präsidium
Sozialistin und non-binäre Person wollen Juso führen

Die Juso Schweiz steht vor einem Führungswechsel: Mirjam Hostetmann und Jakub Walczak ringen um das Präsidium. Sie wollen radikale Veränderungen und eine gerechtere Gesellschaft.
Publiziert: 28.06.2024 um 20:05 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2024 um 15:15 Uhr
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Nicola Siegrist tritt als Juso-Präsident ab.
Foto: Keystone
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Tobias OchsenbeinRedaktor Politik

Die Jungsozialisten müssen sich entscheiden: Zwei Politisierende kämpfen um das Präsidium der Jungpartei. Mirjam Hostetmann (24) und Jakub Walczak (19) wollen Nicola Siegrist (27) beerben.

Der Noch-Präsident der Juso Schweiz hat im Februar seinen Rücktritt angekündigt und wird am Samstag an der ausserordentlichen Jahresversammlung sein Amt niederlegen. Nach rund drei Jahren im Vizepräsidium der Juso Schweiz und zuletzt zwei Jahren als Präsident tritt der Zürcher ab. Es sei der Zeitpunkt gekommen, der nächsten Generation Platz zu machen, begründete Siegrist, der auch im Zürcher Kantonsparlament politisiert, seinen Abgang.

Kämpferin für den intersektionalen Sozialismus

Mirjam Hostetmann aus Sarnen OW amtet seit 2022 als Vizepräsidentin der Juso Schweiz. Als Präsidentin der Jungpartei möchte sie ein klares Ziel verfolgen: die Mutterpartei SP wieder auf den richtigen Weg bringen. «Weg vom parlamentarischen Opportunismus und hin zu konsequenter sozialistischer Politik», hält sie im Motivationsschreiben ihrer Bewerbung fest. Sie strebt weiter einen intersektionalen Sozialismus an, will also ein umfassenderes und gerechteres Gesellschaftsmodell schaffen, das verschiedenen Formen der Diskriminierung und Ausbeutung berücksichtigt.

Hostetmann wurde in einem konservativen Kanton politisiert. Ihre Erfahrungen mit sozialer Ungerechtigkeit und Rassismus hätten sie tief geprägt, schreibt sie. Als Schlüsselerlebnis erwähnt sie den Fall einer jungen Eritreerin, die nicht ins Gymnasium durfte, weil ihre Eltern Sozialhilfe bezogen. An ihrer ersten Demonstration habe sie teilgenommen, damit ihre Schule nicht der bürgerlichen Sparwut zum Opfer falle.

Solche Geschichten hätten Hostetmann zu einer glühenden Kämpferin gegen Kapitalismus und Ausbeutung gemacht. Ihre weiteren Pläne als Juso-Präsidentin? «Die Juso muss die Partei der Strasse werden» – mit radikalen Aktionen, zivilem Ungehorsam, Grossdemonstrationen.

Revolutionäre Ansätze

Auch Jakub Walczak (19) aus Bern will die Jungsozialisten verändern – und setzt ebenso auf eine aufständische Strategie. Denn die non-binäre Person ist überzeugt: Der Wandel kann nur durch revolutionäre Mittel erreicht werden. «Wir brauchen klare, radikale Ziele», heisst es im Bewerbungsdossier. Das alles gelinge einzig mit Druck von unten.

Walczak kam in Polen zur Welt, wo das politische Erwachen mit dem Ende der Sowjetunion begann. Das Interesse an der Politik intensivierte sich später in der Schweiz und gipfelte im März 2020 im Beitritt zur Juso.

Dort wurden Walczak bald auch die Parallelen zwischen Polen und der Schweiz klar: «Auch wenn wir uns bei der Sprache, politische Gewohnheiten und ähnlichen Aspekten zum Teil unterscheiden, herrschen schliesslich in beiden Staaten kapitalistische Diktaturen des Kapitals.» Seit Ende 2022 co-präsidiert Walczak die Juso Stadt Bern.

Beide Kandidierenden sind sich einig: Die Juso muss eine führende Rolle im Kampf für eine gerechte Gesellschaft spielen. Doch ihre Wege dahin unterscheiden sich. Am Samstag werden die Juso-Delegierten entscheiden, wer mehr überzeugt.

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