Man rührt damit kurz im Kaffee, dann wandern sie in den Abfall: Die Holz-Rührstäbchen, die die Migros verkauft, sind zum Wegwerfen gemacht. Doch so kurz der Weg vom Becher zum Müll, desto grösser die Distanz, die die kleinen Stäbchen vor ihrer Verwendung hinter sich gebracht haben: nämlich über 44'000 Kilometer! Das ist mehr als einmal um die ganze Welt.
Die Alpen-Initiative vergibt jedes Jahr einen Schmähpreis für die unsinnigsten Transportwege. Dieses Jahr sind unter anderem die Migros-Rührstäbchen nominiert. Das Holz, aus dem das Einwegprodukt hergestellt wird, stammt aus Estland. Transportiert wird der Rohstoff dann per Schiff nach China, wo er verarbeitet wird. Anschliessend werden die Stäbchen zurück nach Europa verschifft und vom Hafen in Rotterdam per Zug oder über den Rhein in die Schweiz gefahren.
Migros verteidigt sich
Pro 100er-Packung mache das 27 Gramm CO2, die auf der Weltreise ausgestossen werden, rechnet die Alpen-Initiative vor. An sich ist das nicht viel. Doch für das kleine Stückchen Holz eben doch beachtlich. Rührstäbchen aus Schweizer Holz würden im Vergleich dazu nur über 250 Kilometer transportiert, was 2 Gramm CO2-Emissionen pro Packung ausmache – über 90 Prozent weniger als die chinesisch-estnischen Stäbchen.
Die Migros teilt auf Anfrage mit, sie könne die Kritik nachvollziehen. Doch man lebe nun mal in einer globalisierten Welt. Zudem: «Die Umweltbelastung ist gering, da das Holz mit dem Schiff und nicht dem Flugzeug transportiert wird», argumentiert Migros-Sprecher Marcel Schlatter. Frachtschiffe, die in Europa ankommen und nach China zurückkehren wollen, bräuchten Ladung, um Stabilität und Tiefgang zu erhalten. «Ohne Gewicht an Bord könnten die Schiffe gar nicht zurückfahren oder es müsste beispielsweise Wasserballast mitgeführt werden», sagt Schlatter. Um solche sinnlosen Leerfahrten zu vermeiden, werde gerne Holz aus der EU zum Beladen verwendet, das dann in China verarbeitet wird.
Kefen aus Guatemala
Nebst der Migros ist dieses Jahr auch Detailhandels-Konkurrent Coop für den «Teufelsstein»-Schmähpreis nominiert. Stein des Anstosses sind Kefen mit Herkunftsangabe Kenia, Ägypten oder gar Guatemala. Dritter Nominierter ist das Helikopterunternehmen Swiss Helicopter, bei dem man Heliskiing-Flüge in den Alpen buchen kann. Heliskiing heisst, dass Ski- oder Snowboarder mit dem Helikopter auf einen Berg geflogen werden, um von da runterzufahren. Kosten tut der Spass einige Hundert bis mehrere Tausend Franken; doch noch schlechter als fürs Portemonnaie ist das Vergnügen für die Umwelt.
Die Umweltorganisation Alpen-Initiative prangert mit der Verleihung des «Teufelssteins» seit mehreren Jahren aus ihrer Sicht besonders sinnlose Transporte an. Wer von den drei Nominierten gewinnt, entscheidet sich in einem öffentlichen Voting, das derzeit läuft.
Nebst dem Schmähpreis für besonders fragliche Produkte und Projekte verleiht der Verein aber auch einen Preis, über den sich die Empfänger wirklich freuen dürfen. Der «Bergkristall» zeichnet besonders umweltfreundliche Ideen aus. Dieses Jahr ist beispielsweise ein Kaffee nominiert, der per Segelschiff transportiert wird, und Bademode aus PET-Flaschen.