Verpackungen stehen oft in der Kritik. «Wenn wir aber unseren Nahrungsmittelkonsum genauer unter die Lupe nehmen, zeigt sich ein differenzierteres Bild. Ein Drittel der Umweltbelastungen geht auf das Konto der Ernährung», schreibt Martina Wyrsch, Geschäftsführerin der nachhaltigen Beratungsfirma Tiefgrün GmbH. Die Umweltingenieurin hat sich für die Fairtrade-Organisation Gebana mit Verpackungen auseinandergesetzt.
Verpackung hilft Foodwaste zu vermeiden
Laut einer Studie des WWF ist der grösste Anteil – 43 Prozent – auf den Verzehr tierischer Produkte zurückzuführen. Die Verpackung spielt im Vergleich dazu eine untergeordnete Rolle. Ihr Anteil liegt lediglich bei rund einem Prozent. Auch der Transport von Produkten schenkt insgesamt nicht besonders ein, mit Ausnahme von Flugtransporten.
«Es wäre also viel wirksamer zu überdenken, was wir essen, wie viel wir essen und wie etwas produziert wurde», schreibt Wyrsch.
Man hört oft, keine Verpackung sei die beste Verpackung. Dabei geht vergessen: Eine wichtige Funktion der Verpackung ist der Schutz des Inhalts. Wenn also mithilfe einer geeigneten Verpackung die Haltbarkeit eines Lebensmittels verlängert und so Foodwaste vorgebeugt wird, ist das ein entscheidender Faktor. «Dies trifft auch zu, wenn die Produkte in Plastik verpackt sind!», gibt Wyrsch zu bedenken.
Eine Verpackung muss also den Inhalt schützen und sollte möglichst keine Auswirkungen auf die Umwelt haben. Um die Frische und Haltbarkeit von beispielsweise Nüssen oder getrockneten Mangos zu garantieren und somit Foodwaste zu vermeiden, kann es sinnvoll sein, diese in Plastik zu verschweissen.
Welche Verpackung ist ideal?
Plastik ist praktisch, aber welche Verpackung ist am umweltfreundlichsten? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Anhaltspunkte dazu liefert die Studie «Ökobilanz Getränkeverpackungen» des Bundesamt für Umwelt. Tendenziell besser sind leichte oder mehrmals verwendbare Verpackungen. Getränkekartons und PE-Behälter (wie Milchflaschen) schneiden deshalb relativ gut ab, aber auch Mehrweg-Glasflaschen können mithalten.
Einweg-Glasflaschen bilden wegen ihres Gewichts und des energieintensiven Recyclingprozesses das Schlusslicht. Was Biokunststoffe betrifft, sind diese nur eine Alternative, wenn sie aus landwirtschaftlichen Rest- und Nebenprodukten hergestellt werden. Ansonsten ist die Ökobilanz nicht besser als jene von herkömmlichen Kunststoffen.
Autoreifen sind schlimmer
Plastikverpackungen haben auch ein schlechtes Image, weil sie oft für die Entstehung von Mikroplastik verantwortlich gemacht werden. Aber eine Untersuchung des Fraunhofer Instituts hat die Herkunft von Mikroplastik untersucht. Fazit: Der grösste Anteil stammt aus dem Abrieb von Autoreifen. «Nun ist es aber weitaus unbequemer, aufs Autofahren verzichten zu müssen, als Plastikverpackungen ins Visier zu nehmen», schreibt Wyrsch.
Konsum hinterlässt immer Spuren
«Fakt ist, jede Art von Verpackung hat Auswirkungen auf die Umwelt, denn sie muss produziert und entsorgt werden», fasst Wyrsch zusammen. «Unser Konsum hinterlässt Spuren, aber diese Spuren können wir formen: Indem wir weniger und bewusster konsumieren und nichts verschwenden. Wir müssen uns deshalb nicht gleich alle vegan ernähren – es würde bereits enorm viel bewirken, wenn wir halb so viel Fleisch essen würden.»
Bioprodukte seien eine gute Wahl, weil bereits in der Produktion zahlreiche Umweltbelastungen vermieden würden. Der «soziale Fussabdruck» von Produkten – also die Auswirkungen des Konsums auf Arbeitnehmende und Gemeinschaften in fernen Ländern – sei ebenso wichtig. Letztendlich gehe es darum, sich der grösseren Zusammenhänge bewusst zu werden und sich nicht zu stark in Details zu verlieren.