Darum gehts
- Nur 5 % der Schweizerinnen und Schweizer planen Osterreise durch Gotthard
- Bürger wollen Volksentscheid umstossen und zweite Röhre bei Bedarf öffnen
- Eine ganzjährige Öffnung der Passstrasse lehnt die Mehrheit ab
Die alljährliche Blechlawine zu Ostern rollt bereits – und am Gotthard hapert es: Seit Mittwochnachmittag stauen sich die Autos bereits kilometerlang vor dem Tunnel. Das Meinungsforschungsinstitut Sotomo hat kurz vor den Feiertagen im Auftrag von Blick eine repräsentative Umfrage unter Schweizerinnen und Schweizern durchgeführt. Wie viele fahren an Ostern überhaupt durch den Gotthard? Und was könnte gegen das Stauchaos helfen?
Die repräsentative Kurzumfrage wurde vom 10. bis 16. April 2025 mit Blick-Leserinnen und -Lesern durchgeführt. Es wurden die Antworten von 2949 Personen aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz ausgewertet. Damit die Stichprobe hinsichtlich zentraler soziodemografischer Merkmale der Bevölkerung entspricht, wurde sie nach Geschlecht, Alter, Bildung, politischer Orientierung und Sprachregion gewichtet. Der Fehlerbereich liegt bei +/– 1,9 Prozentpunkten.
Die repräsentative Kurzumfrage wurde vom 10. bis 16. April 2025 mit Blick-Leserinnen und -Lesern durchgeführt. Es wurden die Antworten von 2949 Personen aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz ausgewertet. Damit die Stichprobe hinsichtlich zentraler soziodemografischer Merkmale der Bevölkerung entspricht, wurde sie nach Geschlecht, Alter, Bildung, politischer Orientierung und Sprachregion gewichtet. Der Fehlerbereich liegt bei +/– 1,9 Prozentpunkten.
Erstaunlich dabei: Nur fünf Prozent der Befragten planen eine Reise durch die Röhre zwischen Göschenen UR und Airolo TI. Eine Meinung, wie mit den Verkehrsproblemen umgegangen werden soll, haben jedoch beinahe alle. Sie wollen sogar einen Volksentscheid umstossen. Die wichtigsten Ergebnisse:
Trotz Volksentscheid: In der zweiten Röhre soll freie Fahrt gelten
2016 entschied das Schweizer Stimmvolk: Es braucht eine zweite Gotthardröhre. Doch weniger Stau wird es mit ihr nicht geben: Sie wird nur gebaut, um die erste Röhre zu sanieren. Danach sollen ab 2032 beide Tunnels nur einspurig betrieben werden. Bereits 1994 verankerte die Schweiz mit der Alpenschutz-Initiative in der Verfassung, dass die aktuelle Kapazität von höchstens 1000 Personenwagen und 150 Lastwagen pro Stunde nicht erhöht werden darf.
Heute würde die Stimmbevölkerung vielleicht anders entscheiden: Insgesamt 60 Prozent der Befragten stimmen klar oder eher zu, dass die zweite Röhre bei viel Verkehr ganz geöffnet werden soll. Dürfen die bürgerlichen Verkehrspolitiker also bereits Morgenluft schnuppern? Denn auch viele Linke sind dafür. Lisa Frisch (33), Politologin bei Sotomo, tritt auf die Bremse: «In einem Abstimmungskampf kann sich dies rasch ändern.» Denn Gegenargumente – wie etwa der Alpenschutz oder dass dadurch das Verkehrsaufkommen noch stärker steigt – dürften dann stärker zur Geltung kommen.
Interessant ist die klare Forderung nach mehr Kapazität aber auch, wenn eine andere Zahl in der Umfrage betrachtet wird: Fast zwei Drittel sind zugleich der Meinung, dass nichts oder eher nichts gegen den Stau unternommen werden soll. Wer an Ostern mit Auto oder Motorrad unterwegs ist, sei ganz einfach «selbst schuld».
Teurere Vignette für Ausländerinnen und Ausländer
Sollen ausländische Autofahrerinnen und Autofahrer auf unseren Autobahnen mehr bezahlen als einheimische? 54 Prozent der Befragten sagt dazu klar: Ja! Weitere 13 Prozent sind eher einverstanden. Damit würde ein ähnlicher Weg beschritten wie in einigen anderen Ländern, wo Ausländerinnen und Ausländer eine höhere Maut bezahlen müssen.
Das Anliegen kommt sogar bei den Linken überraschend gut an: Bei SP-Wählerinnen und -Wählern stimmen beinahe 60 Prozent ganz oder eher zu. Und auch bei den Grünen ist es fast die Hälfte. «Es ist vermutlich ein Votum dafür, dass die Schweiz nicht als Transitland gelten soll», sagt Frisch. Denn nach einer generellen Maut oder einer grundsätzlich teureren Vignette wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht gefragt. «Es kann gut sein, dass bei Linken solche Vorschläge sogar noch mehr Zustimmung erhalten würden.»
Winterdienst auf Passstrasse? Nein danke!
SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner (42) will den Gotthardpass auch im Winter befahrbar machen. Der Parlamentarier reichte dafür in der Frühlingssession einen Vorstoss ein – zusammen mit 57 Mitunterzeichnenden, hauptsächlich aus SVP und FDP. Aber auch der Tessiner SP-Nationalrat Bruno Storni (70) unterstützt beispielsweise das Anliegen, weil die Passstrasse so im Frühling schneller befahrbar wäre.
Eine ideale Lösung gegen den Osterstau also? Davon wollen die Befragten nichts wissen: Sie schmettern die Idee deutlich ab. Selbst Bürgerliche lassen sich nicht darauf ein. «Für viele scheint das Vorhaben mit hohen Kosten und wenig Nutzen verbunden zu sein», sagt Frisch. Bereits im Parlament musste Giezendanner deshalb Kritik einstecken. Ein zweiter Punkt, der laut Frisch auch bei rechtsgerichteten Teilnehmerinnen und Teilnehmern zieht, ist der Naturschutz.
Uneinigkeit bei Pannenstreifen und Autobahnausbau
Eine Pattsituation ergibt sich bei einer weiteren Stau-Gegenmassnahme: Die Öffnung des Pannenstreifens auf der Autobahn ist bei den Befragten umstritten. Auch unter den bürgerlichen Wählerinnen und Wählern stimmen viele nur zögerlich zu. Dennoch: «Die hohe Zustimmung ist für mich überraschend», sagt Frisch. Sie zeige, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegenüber der Idee nur wenig Sicherheitsbedenken hätten.
Auch die Abstimmung zum Autobahnausbau, die Verkehrsminister Albert Rösti (57, SVP) Ende letzten Jahres verlor, weckt gemischte Gefühle. Diese sind jedoch nicht so überraschend: Die eher linken Wählerinnen und Wähler sehen sie als Signal, dass es in nächster Zeit keine Autobahnausbauten mehr geben soll. Bei den Bürgerlichen sieht man dies nicht so streng.
Italien beliebtestes Osterziel, Grüne besonders reisefreudig
Wählerinnen und Wähler der Grünen verreisen an Ostern am fleissigsten! Sie tun dies aber bevorzugt mit dem öffentlichen Verkehr. Am meisten mit dem motorisierten Individualverkehr verreisen Menschen, die der FDP nahestehen. Doch unabhängig von der politischen Ausrichtung: Die grosse Mehrheit geht über Ostern nicht weg. Dafür verantwortlich ist vermutlich auch das miserable Wetter.
Jene, die sich trotz des Regens von zu Hause wegbewegen, zieht es zumeist auf die Alpensüdseite. Insgesamt ein Drittel der Ausflügler reisen ins Tessin oder nach Italien. 22 Prozent verbringen Ostern in die Romandie oder Frankreich. Und 19 Prozent geniessen die Deutschschweiz. Eher unbeliebt sind die restlichen Nachbarländer.