Mehr Gehör für Gewerbler
FDP-Silberschmidt lädt zur KMU-Session

Andri Silberschmidt sieht den Wohlstand in der Schweiz gefährdet. Jetzt versammelt der Zürcher Nationalrat Unternehmerinnen und Unternehmer unter der Bundeshauskuppel.
Publiziert: 10:24 Uhr
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Aktualisiert: 10:33 Uhr
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Andri Silberschmidt will raus aus der Wohlfühloase.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • FDP-Nationalrat plant KMU-Session im Bundeshaus
  • Unternehmer fordern Ombudsstelle und Abbau von Regulationen
  • 63 Prozent der Parlamentarier unterstützen KMU-Positionen in zwei Dritteln der Geschäfte
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Peter AeschlimannRedaktor

In der Schweiz zählt die überwältigende Mehrheit der Firmen zu den kleinen oder mittleren Unternehmen, zwei von drei Beschäftigten arbeiten für ein KMU. Trotzdem hätten sie, die das «Rückgrat der Wirtschaft» bildeten, im politischen Diskurs noch zu wenig Gewicht, bemängelt FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (30) – und will das schleunigst ändern.

Zu diesem Zweck lädt der Zürcher im kommenden November Unternehmerinnen und Unternehmer aus sämtlichen Kantonen ins Bundeshaus zur ersten KMU-Session. 46 an der Zahl, analog zur Vollbesetzung des Ständerats, die Bewerbungsfrist läuft bis Ende Februar. Auf der Website des KMU-Parlaments heisst es: «Gesucht werden Persönlichkeiten, die eine klare Vision für die wirtschaftspolitische Zukunft der Schweiz mitbringen.» Am Ende der Veranstaltung soll ein Forderungskatalog stehen, den die beiden Kammern des Parlaments dann behandeln müssen.

Ombudsstelle gefordert

Man wolle, so Initiant Silberschmidt, jene zu Wort kommen lassen, die jeden Tag aufstehen würden, um Wertschöpfung zu betreiben. Menschen wie Jamie Vrijhof-Droese zum Beispiel. Die Finanzexpertin leitet gemeinsam mit ihrem Mann eine Vermögensverwaltungsfirma in Zürich, die sich auf US-Kunden spezialisiert hat. Gegründet hatte das Unternehmen 1991 ihr Vater, seit vier Jahren ist sie nun am Ruder.

Vrijhof-Droese sagt, dass es dem eidgenössischen Milizparlament oft an ausgewiesener Finanzexpertise fehle. «Das Parlament ist sehr weit weg von der Realität eines Finanz-KMU.» Das zeige sich etwa bei den Lizenzvergaben und jährlichen Revisionen. Bei Unstimmigkeiten bliebe einer Firma oft nur der Rechtsweg, der viel Zeit und Geld koste. Vrijhof-Droese regt die Schaffung einer Ombudsstelle an, die bei Fragen zwischen Finanzmarktaufsicht und KMU niederschwellig vermitteln könnte. «Die Schweiz ist dank ihres Unternehmertums zum Erfolgsmodell geworden.»

Hürden abbauen

Ebenfalls Interesse an einem Sitz im KMU-Parlament hat Christof Domeisen, CEO der Angst+Pfister AG, die technische Komponenten aus natürlichem und synthetischem Gummi für die Industrie produziert. Ihn stören etwa die hohen Hürden bei Infrastrukturprojekten in der Schweiz. Während der Bau einer Fabrik in Vietnam heute 18 Monate dauere, benötige man hierzulande drei bis fünf Jahre. Das schade der Wettbewerbsfähigkeit, so Domeisen. Er hofft, dass Regulationen abgebaut werden und keine neuen hinzukommen.

Beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) ist man sich der Bedeutung der KMU bewusst. Gegenüber Blick sagt Sprecherin Françoise Tschanz: «Die Anliegen der KMU geniessen beim Bundesrat einen hohen Stellenwert. Mit einer auf ihre spezifischen Bedürfnisse abgestimmten Politik werden die Rahmenbedingungen der bestehenden Unternehmen ständig optimiert, Neugründungen erleichtert und die fortwährende Entwicklung der Unternehmen ermöglicht.»

Neuer Drive

In seinem KMU-Rating, das der Schweizerische Gewerbeverband letztmals vor zwei Jahren veröffentlichte, steht, dass sich 63 Prozent der Parlamentarierinnen und Parlamentarier in «mindestens zwei Dritteln der Geschäfte der Position des SGV angeschlossen haben».

Rennt Andri Silberschmidt mit seinem KMU-Parlament also offene Türen ein? Es stimme zwar, dass viel über KMU geredet werde in Bundesbern, sagt der Nationalrat. «Doch noch zu selten wird mit den KMU geredet.» Er habe den Eindruck, dass die Schweiz sich auf dem Wohlstand ausruhe. Das KMU-Parlament werde neuen Drive in die Debatte bringen, ist er überzeugt. «Damit wir wieder rauskommen aus unserer Wohlfühloase.»

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