Medizin-Check reicht nicht
Grüne wollen Senioren zu Fahrstunden verdonnern

Eine Studie der Beratungsstelle für Unfallverhütung zeigte: Medizin-Checks für ältere Autofahrer bringen kaum etwas. Bürgerliche würden sie am liebsten abschaffen. Die Grünen hingegen fordern zusätzliche Praxis-Tests.
Publiziert: 22.03.2023 um 11:48 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2023 um 11:06 Uhr
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Ab 75 Jahren müssen Autofahrerinnen und Autofahrer in der Schweiz regelmässig zur medizinischen Kontrolluntersuchung.
Foto: ZVG.
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Wer in der Schweiz einen Führerschein besitzt, ist ab 75 Jahren alle zwei Jahre zur medizinischen Kontrolluntersuchung verpflichtet. Dabei klärt der Hausarzt ab, ob die Mindestanforderungen erfüllt sind, um weiter Auto zu fahren. Das soll zur Verkehrssicherheit beitragen.

Im vergangenen November aber kam die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) zum Schluss: Die regelmässigen Kontrolluntersuchungen bringen praktisch nichts. Seniorinnen und Senioren in der Schweiz bauen etwa gleich viele schwere Verkehrsunfälle wie in Deutschland oder Österreich, wo keine solche Pflicht besteht.

«Regelmässige Fahrstunden denkbar»

Bürgerliche Politiker würden die Senioren-Checks am liebsten abschaffen. Zu ganz anderen Schlüssen kommt Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter (42). Sie will nicht nur die medizinischen Checks beibehalten. Der Bundesrat soll zudem die Einführung von Praxis-Tests prüfen. «Denkbar sind etwa regelmässige Fahrstunden durch speziell geschulte Fahrlehrpersonen», präzisiert Schlatter.

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Schlatter verweist dabei auf Erfahrungen aus dem Ausland. Eine Studie aus Japan kommt zum Schluss, dass obligatorische Fahreignungstests bei Senioren zu weniger Autounfällen führen. Nachdem dort obligatorische kognitive Screening-Tests für ältere Fahrer eingeführt worden waren, seien die Unfallzahlen bei männlichen Autofahrern kontinuierlich gesunken. Bei Autofahrerinnen war der Zusammenhang weniger deutlich.

Für Schlatter dürfe man nicht die Augen davor verschliessen, dass mit zunehmendem Alter das Unfallrisiko auf der Strasse steige. So nähmen etwa Einschränkungen wie mangelndes Sehvermögen oder Hirnleistungsstörungen deutlich zu. Das Einschätzen von Distanzen und Geschwindigkeiten werde schwieriger.

«Nur eine weitere Altersdiskriminierung»

Auf bürgerlicher Seite kommt die Forderung nicht gut an. Für Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (44) gehe es Schlatter nicht um eine Steigerung der Verkehrssicherheit, «sondern um die Senkung der Attraktivität des Autofahrens». Ziel hinter jenem Vorstoss und ähnlichen wie nach Tempo 30, Werbehinweisen für Langsamverkehr beim Autokauf oder zusätzlichen Hürden beim Erwerb des Fahrausweises sei immer das gleiche: die Reduktion des motorisierten Individualverkehrs.

Auch SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner (40) kann mit Schlatters Vorstoss wenig anfangen. «Wenn ein Test nicht funktioniert, packt man gleich noch etwas obendrauf, typisch Linke!», kritisiert er. «Mit zusätzlichen Praxis-Tests durch Fahrlehrer aber wird das Problem nicht gelöst», findet er. «Das ist nur eine weitere Altersdiskriminierung.»

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