Vier Deutschschweizer haben bereits klargemacht: Sie wollen als Nachfolger von SP-Bundesrat Alain Berset (51) in die Regierung. Nun steigt auch der Ex-Fraktionschef Roger Nordmann (50) ins Rennen ein. Er gab am Mittwoch in Bern seine Ambitionen für den Bundesrat offiziell bekannt.
Als Bundesrat würde er nicht seinen Kanton, sondern die ganze Schweiz vertreten, sagte der Waadtländer. «Ich bin ein gesamtschweizerischer Romand.» Damit antwortete er auf die Kritik, dass schon genügend Lateiner im Bundesrat vertreten seien. In der Landesregierung sei man nicht Repräsentant eines Kantons.
Die Komplexität der heutigen Probleme benötige Dialog, so Nordmann. «Ich will mich für das Land engagieren und bringe viel mit.»
Ein Experte – auch in Energiefragen
Angesprochen auf seine Wahlchancen, hielt Nordmann fest, dass es nicht sein Job sei, Prognosen zu schreiben. «Ich gehe ein Risiko ein.» Er habe in der Vergangenheit auch bewiesen, dass er gut verlieren könne. So trat er bereits vergeblich für die Wahl in den Ständerat und auch das PUK-Präsidium an, welches mit der Aufarbeitung der CS beauftragt wurde.
Für sei ohnehin klar: «Es gibt kein Menschenrecht, Bundesrat zu sein.» Es sei daher auch kein Untergang für ihn, wenn es nicht klappe mit dem Einzug in die Landesregierung.
Nordmann mischt das Rennen um die Berset-Nachfolge nochmals kräftig auf. Er ist in der sozialdemokratischen Partei ein Schwergewicht. Seit über 18 Jahren sitzt er im Nationalrat. Acht Jahre lang, bis diesen Sommer, leitete er die SP-Bundeshausfraktion.
Noch kann Nordmann dank einer Ausnahmeregelung weitere vier Jahre im Bundeshaus verbleiben, doch wenn er den Sprung in die Regierung nicht schafft, ist seine Bundesberner Zeit spätestens 2027 definitiv vorbei. Die Partei würde einen Strategen verlieren, der zwar manchmal provoziert, aber auch Kompromisse mit Bürgerlichen schliessen kann.
Er gilt als ausgewiesener Energiepolitiker. Umso überraschender war denn auch das Lob, das Nordmann am Mittwoch für den Energieminister Albert Rösti (56) aussprach: «Rösti macht einen guten Job, ausgezeichnet», lobt Nordmann.
Er präsentierte sich vor den Medien zudem als Freizeitsportler mit einer Vorliebe für Ausdauersport, so fahre gerne Fahrrad. Damit wollte der SP-Mann klarmachen: Auch in Bundeshaus habe er einen langen Atem. «In der Politik glaube ich nicht an den Zauberstab, sondern an den Pilgerstab», sagt Nordmann weiter.
Nordmann kann KKS Paroli bieten
Weil schon der andere SP-Bundesratssitz mit der Jurassierin Elisabeth Baume-Schneider (59) von einer Welschen besetzt wird, werden Nordmanns Chancen als begrenzt eingeschätzt. Dies auch, weil mit Guy Parmelin (63) und Ignazio Cassis (62) zwei weitere Lateiner in der Regierung sitzen.
Doch dem in Lausanne beheimateten SP-Mann wird zugetraut, FDP-Frau Karin Keller-Sutter (59) im Bundesrat Paroli bieten zu können. (sie)
Lob für Albert Rösti
«Was macht Sie sicher, dass sie glücklich als Bundesrat wären?» fragt eine Journalistin. Für ihn sei die Zeit gekommen, um zu gestalten. Das reize ihn, darauf habe er Lust, sagt Nordmann. Es sei völlig offen für sämtliche bundesrätlichen Departemente, sagt der SP-Mann. «Rösti macht eine guten Job, ausgezeichnet», lobt Nordmann, der sich als Energiepolitiker einen Namen machte, ausgerechnet den zuständigen Bundestat der SVP.
«Es gibt kein Menschenrecht, Bundesrat zu werden»
Seine Kandidatur als Puk-Präsident hat nicht geklappt, auch für den Ständerat kandiderte Nordmann schon vergeblich. Warum er jetzt als Bundesrat kandidiere, wollte ein Journalist wissen. «Wer nichts unternimmt, der geht kein Risiko ein», so Nordmann. Er gehe das Risiko ein, erneut nicht gewählt zu werden. Er wisse, dass nur einer der Kandiderenden Bundesrat werde. «Es gehört aber zur Demokratie, dass man sich zur Verfügung stellt.» Ich habe bewiesen, dass er gut verlieren könne. «Es gibt kein Menschenrecht, Bundesrat zu werden»
Fragerunde beginnt
Nun dürfen die anwesenden Journalistinnen und Journalisten Fragen stellen. Ob er enttäuscht sei, dass der französichsprachige Guy Purmelin nicht zurückgetreten sei. Dieseses Gerücht machte letzte Woche in Bundesbern die Runde. «Gerüchte um Bundesräte kommentiert man besser nicht», sagt Nordmann.
Werbespot der eigenen Partei
Nach Nordmann ergreifen der Waadtländer SP-Präsident Romain Pilloud und Vizepräsidentin Thanh-My Tran-Nhu das Wort. Sie erklären in ihren eigenen Worten, warum Nordmann der richtige Kandidat für den Bundesrat sei. Etwa weil er dreisprachig sei, oder mit allen politischen Lagern das Gespräch suche.
Sportsmann Nordmann
Er möge Ausdauersport, fahre gerne Fahrrad und mache Langlauf. Nordmann will damit verdeutlichen, dass er auch in der Politik ausdauernd arbeiten könne und wolle.
«In der Politik glaube ich nicht an den Zauberstab, sondern an den Pilgerstab»
«In der Politik glaube ich nicht an den Zauberstab, sondern an den Pilgerstab», sagt Nordmann. Er scheue sich nicht der Frage zu stellen, ob es im Bundesrat einen dritten Romand brauche. «Meine Kandidatur hat entscheidende Vorteile für die Schweiz. Ich möchte Sprachgrenzen überwinden mit meiner Kandidatur. Es sollten Personen Einsitz nehmen im Bundesrat, die die ganze Schweiz repräsentieren.» Dies wolle er tun.
Brücken sind ihm wichtig
Unweit der Berner Kirchenfeldbrücke informiert Nordmann an der Pressekonferenz darüber, dass er mit dem Slogan «Brücken und Lösungen» überzeugen wolle. Bei vier von ihm präsentieren Themen will er Schwerpunkte setzen. Bildung und Arbeitsplätze, Energie, Gesundheit und Europa. Auch geregelte Beziehungen zu Europa seien wichtig. Brücken würden dazu beitragen, Hürden zu überwinden.
Nordmann kandidiert offiziell
«Wir haben Sie heute nach Bern eingeladen, um meine Kandidatur für den Bundesrat anzukündigen», sagt Roger Nordmann vor den Medien. Damit ist klar, was seit Tagen spekuliert wird: Er will Bundesrat werden. Mit Roger Nordmann wirft der erste Romand seinen Hut in den Ring.
Nordmann eröffnet Pressekonferenz
Heute Vormittag dürfte ein erster Westschweizer Sozialdemokrat sein Interesse am Bundesratssitz von Alain Berset anmelden. SP-Nationalrat Roger Nordmann tritt nun in Bern vor die Medien. Begleitet wird er von Romain Pilloud, Präsident der SP des Kantons Waadt, sowie der Vize, Thanh-My Tran-Nhu.