SP-Nationalrat Matthias Aebischer will für den Bundesrat kandidieren. Dies verkündete er am Donnerstag an einer Medienkonferenz. «Ich habe einen grossen Gestaltungswillen», sagte er vor den Medien. Er wolle tragfähige Lösungen finden, sagt Aebischer und betont insbesondere die Gesundheits- und Energiepolitik sowie die Beziehungen zur Europäischen Union. «Ich bin ein Teamplayer und würde dies gerne im Bundesrat einbringen.» Nach dem Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch (58) und dem Basler Nationalrat Mustafa Atici (53) ist er damit der dritte offizielle Kandidat der Sozialdemokraten.
Im Parlament ist Aebischer bisher vorab als Bildungspolitiker aufgetreten. Aber auch Sport, Medien oder Tierschutz gehören zu seinen Themen. So brachte er im Nationalrat ein Importverbot für tierquälerische Importprodukte durch. Der Präsident von Pro Velo ist selbsterklärter Hausmann und mit der Zürcher GLP-Fraktionschefin Tiana Moser (44) liiert. Zusammen haben sie sieben Kinder in der Patchworkfamilie. Zwei Töchter seien jedoch schon älter und lebten nicht mehr im elterlichen Haushalt, sagt Aebischer. Nur eines bräuchte noch etwas mehr Energie. «Auch heute morgen habe ich noch Pausenbrote geschmiert», sagt der Nationalrat. «Es funktioniert, aber es braucht Organisation.»
Dass er mit der GLP-Fraktionschefin liiert ist, darin sehe er kein Problem. Im Gesetz sei verankert, dass ein Partner in der Exekutive (also dem Bundesrat) und eine in der Legislative (also dem National- oder Ständerat) sein könne. Wird Aebischer Bundesrat, dürfe Moser aber nicht in einer Aufsichtskommission sitzen. Die Kandidatur habe er mit seiner Partnerin besprochen. «Wir hatten einen Deal», so Aebischer. Wer zuerst für ein Exekutivamt kandidiere, unterstütze den anderen.
Ob Moser selbst definitiv nicht auch für den Bundesrat kandidiert, wollte Aebischer am Donnerstag nicht sagen. Klar ist: Zusammen werden sie sicher nicht in der Regierung sitzen. Gemäss entsprechendem Regierungsgesetz dürfen Personen, «die miteinander verheiratet sind, in eingetragener Partnerschaft leben oder eine faktische Lebensgemeinschaft führen», nicht gleichzeitig Mitglieder des Bundesrats sein.
Kein Schwergewicht
Aebischer werden durchaus Wahlchancen eingeräumt. Zum Favoritenkreis aber zählt er nicht. In seinen bisher drei Legislaturen ist der Berner wenig aufgefallen, innerhalb der SP-Fraktion gilt er nicht als Schwergewicht – was allerdings nicht nur ein Nachteil sein muss.
Dem ehemaligen TV-Mann fehlt es allerdings auch an Exekutiverfahrung. Und: Mit SVP-Bundesrat Albert Rösti (56) sitzt bereits ein Berner in der Landesregierung, während andere Kantone schon länger auf einen Sitz in der Landesregierung warten. Ob mit ihm zu viele Berner in der Regierung sitzen, müssten die Fraktion und die Bundesversammlung entscheiden.
Weitere Bernerin prüft Kandidatur
Zu den Favoriten gezählt werden neben Ständerat Jositsch etwa der Basler Regierungspräsident und ehemalige SP-Nationalrat Beat Jans (59) oder der Bündner Nationalrat Jon Pult (38), die sich beide noch nicht definitiv zu einer möglichen Kandidatur geäussert haben.
Auch Co-Parteipräsident Cédric Wermuth (37) hat sich bisher nicht aus dem Rennen genommen. Und auch eine zweite Berner Kandidatur ist nicht ausgeschlossen, wie Anna Tanner, Co-Präsidentin der SP des Kantons Berns, an der Medienkonferenz sagte. Man sei «offen» für weitere Bewerbungen. «Die Diskussionen laufen noch.»
Als Anwärterin gilt Evi Allemann (45). Die Berner Regierungsrätin wollte bereits Nachfolgerin von Simonetta Sommaruga werden, scheiterte aber in der internen Ausmachung der SP-Fraktion. Sie will sich erst nach den Herbstferien zu einer Kandidatur äussern. (dba/bro/sie)
Matthias Aebischer will Bundesrat werden
SP-Nationalrat Matthias Aebischer will für den Bundesrat kandidieren. Dies verkündete er am Donnerstag an einer Medienkonferenz. Er habe einen «grossen Gestaltungswillen und könne tragfähige Lösungen finden», schreibt die SP Kanton Bern in einer Mitteilung.
Im Parlament ist Aebischer bisher vorab als Bildungspolitiker aufgetreten. Aber auch Sport, Medien oder Tierschutz gehören zu seinem Repertoire. So brachte er im Nationalrat ein Importverbot für tierquälerische Importprodukte durch. Der Präsident von Pro Velo ist selbsterklärter Hausmann und mit der Zürcher GLP-Fraktionschefin Tiana Moser (44) liiert.
«Wir hatten einen Deal»
Aebischer sagt, er und Moser hätten eine Deal: Wer zuerst für ein Exekutivamt kandidere, unterstütze den anderen. «Das tut sie jetzt», sagt Aebischer. Er verweist aber auch auf das Vorgehen der GLP bezüglich Bundesratskandidatur. Diese dürften sich erst nach den Wahlen festlegen, ob sie kandidieren.
Damit ist die Medienkonferenz beendet. In Kürze folgt hier eine ausführliche Zusammenfassung.
Aebischer will Steuererklärung offenlegen
Matthias Aebischer sagt: «Ich glaube, dass ich keine Leichen im Keller habe.» Er wolle gegenüber der Partei auch die Steuererklärung offenlegen.
Er wird auch auf die Beziehung zur Zürcher GLP-Fraktionschefin Tiana Moser angesprochen. Im Gesetz sei verankert, dass ein Partner in der Exekutive (also dem Bundesrat) und eine in der Legislative (also dem National- oder Ständerat) sein könne. Der Partner dürfe aber nicht in einer Aufsichtskommission sei.
Hat er Führungserfahrung?
Matthias Aebischer sagt, er habe schon Teams von 100 Leuten geführt. Er präsidiere zudem einige Verbände und Vereine. «Ich glaube, man schätzt meine Führungserfahrung.»
Kommt noch eine weitere Berner Kandidatur?
SP-Co-Präsidentin des Kanton Bern, Anna Tanner, sagt, man sei «offen» für weitere Kandidaturen aus der Berner SP. «Die Diskussionen laufen noch.»
Was macht er mit den Kindern?
Aebischer hat mit seiner Partnerin Tiana Moser sieben Kinder. «Da muss man gut organisieren», sagt Aebischer. Zwei Kinder seien schon älter, eines bräuchte noch mehr Energie. Auch heute morgen habe er noch Pausenbrote geschmiert. «Es funktioniert, aber es braucht Organisation.»
Zweiter Berner im Bundesrat
Die Fragerunde beginnt. Aebischer wäre nach Albert Rösti der zweite Berner im Bundesrat. Aebischer sagt, ob das zuviel sei, werde die Fraktion und später die Bundesversammlung entscheiden.
«Ich traue mir dieses Amt zu.»
Jetzt spricht auch Aebischer. Es sei schön, dass die Partei hinter ihm stehe. Er habe in den letzten Monaten viele Gespräche mit der Familie und dem Umfeld geführt. «Ich habe grossen Respekt vor dieser Aufgabe, aber ich traue mir dieses Amt zu.» Sein Umfeld unterstütze ihn «zu hundert Prozent.»
Er wolle tragfähige Lösungen finden, sagt Aebischer und betont die Gesundheits- und Energiepolitik und die Beziehungen zur Europäischen Union. «Ich bin ein Teamplayer und würde dies gerne im Bundesrat einbringen», sagt er, bevor er die wichtigsten Punkte auch auf französisch wiederholt und auch Alain Berset für seine Arbeit dankt.
Medienkonferenz beginnt
Nun betritt Matthias Aebischer den Saal. Es beginnt aber Anna Tanner, Co-Präsidentin der SP-Bern. «Ich kann ihnen mit grosser Freude die Bundesratskandidatur von Matthias Aebischer ankündigen.» Sie sei sehr «glücklich und froh» über den Entscheid. Er habe alle Qualitäten, um Bundesrat zu werden.
Auch Co-Präsident Ueli Egger freut sich über die Kandidatur. «Wir hatten schon im letzten Winter nach dem Rücktritt von Simonetta Sommaruga Kontakt.» Der Zeitpunkt sei damals aber nicht richtig gewesen.
Die ehemalige Regierungsrätin Dori Schaer-Born sagt, sie verfolge den Werdegang von Aebischer schon lange. «Ich schätze ihn sehr.» Er mache eine vorbildliche Klimapolitik. «Zum andern überzeugt er mich aber auch mit seiner Arbeit im Bildungs- und Kulturbereich.» Aebischer lebe die Gleichstellung, so Schaer-Born weiter.
Nun spricht auch Peter Vollmer, Aebischers Vorgänger im Nationalrat. Es sei kein Freundschaftsdienst, dass er hier auftrete, sagt Vollmer. Aebischer sei vernetzt, ein Vertreter der Zivilgesellschaft und ein guter Kommunikator.
Medienkonferenz um 14.00 Uhr
Will Matthias Aebischer der Nachfolger von Alain Berset werden? Diese Frage dürfte er ab 14.00 Uhr beantworten. Er hat zu einer Medienkonferenz im Bundeshaus eingeladen.
Teilnehmen werden neben Aebischer auch Anna Tanner und Ueli Egger, Co-Präsidenten der SP Kanton Bern, Dori Schaer-Born, ehemalige Regierungsrätin im Kanton Bern und Peter Vollmer, ehemaliger SP-Nationalrat.
Blick berichtet live im Stream und im Ticker.