Spielst du mit dem Gedanken, dir als Hobby oder zur Selbstversorgung Hühner anzuschaffen? Dann eines vornweg: Du bist nicht alleine. Und: Es warten einige Herausforderungen auf dich.
Hühner sind für viele zum beliebten Haustier geworden. Noch dazu liefern sie regelmässig frische Eier. In der Schweiz gibt es schätzungsweise 70'000 private Hühnerhaltungen – und es werden immer mehr. Nicht zuletzt, weil sich während der Corona-Pandemie in Agglomerationsgemeinden und Städten viele Tierfreunde Federvieh angeschafft haben. Die Schweiz ist eine Hühner-Hochburg!
Schweizweite Informationskampagne
Bei aller Euphorie darüber: Private Besitzer entsprechen den Bedürfnissen der Hühner nicht immer. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und der Schweizer Tierschutz (STS) sehen daher Handlungsbedarf – und lancierten am Dienstag gemeinsam eine schweizweite Informationskampagne für eine artgerechte Hühnerhaltung.
Sie sind überzeugt: Wer Hühner halten will, sollte sich im Klaren darüber sein, dass sie täglich versorgt werden müssen und entsprechend Zeit in Anspruch nehmen. Wichtig: Die Registrierung der Tiere ist Pflicht. Das hilft sowohl dem Tierwohl, aber ebenso der Eindämmung von Tierseuchen wie der Vogelgrippe.
Hühner gehören nicht in Wohnung
Hühner leben in Gruppen und dürfen nicht einzeln gehalten werden. Sie brauchen genügend Platz. Das bedeutet für drei bis sechs Hühner mindestens 60 Quadratmeter für einen Stall, eine überdachte Voliere und eine Weide. Die Weide sollte von einem stabilen, hohen Zaun umgeben sein, damit Beutegreifer wie Füchse nicht eindringen können.
Hühner sind zwar Allesfresser. «Trotzdem darf man ihnen nicht wahllos alles füttern», sagt Brigitte Stuber vom BLV. Als Hauptnahrung eigneten sich Futtermehl und Pellets. Körnermischungen, Rüstabfälle und Strauchfrüchte sollten nur in kleinen Mengen gefüttert werden. «Essensreste sowie Nudeln, Kartoffeln oder Brot sind kein geeignetes Futter», stellt die Tierärztin klar.
Auch an Nachbarn denken
«Hühner sind auch keine Streicheltiere und gehören nicht in die Wohnung», ergänzt Lucia Oesch vom STS. Zu ihren natürlichen Bedürfnissen gehöre es, scharren, picken und staubbaden zu können. «Die Tiere brauchen ausserdem tägliche Pflege, ihr Gehege muss regelmässig gesäubert werden.»
Und letztlich muss man auch an die Nachbarn denken. Dass nicht alle gleich viel Freude an den Tieren haben, zeigt das Beispiel von David. S.*. Er wohnt in einem ruhigen Dorf in der Region Schaffhausen. Man könnte meinen, hier hätte man seine Ruhe. Stimmt nicht ganz, sagt S. Denn gleich nebenan hat es Tiere, die einen ziemlichen Mais machen.
«Die Geräusche der Hühner und des Güggels sind relativ störend», erzählt S. Blick. Die Tiere gehören seinem Nachbarn, der etwa 100 Meter entfernt wohnt. Und sie rauben ihm den Schlaf: «Vor allem, wenn der Güggel am Morgen kräht.» David S. hat Hemmungen, das Problem beim Nachbarn anzusprechen. Die Hühner stören ihn jedoch so fest, dass er sich überlegt, woanders hinzuziehen.
An einen Ort, an dem es keine Hühner gibt.
*Name bekannt