Es ist gemütlich im Stall bei den Hühnern. Da ist so viel Platz, dass man sich in voller Länge am Boden ausstrecken und einfach dem Gegacker lauschen könnte. «Dafür ist es dann doch nicht ganz sauber genug», sagt Rocchina Luongo (39). Dann setzt sich die Gärtnerin auf den Pneu, den sie als Futterplatz eingerichtet hat.
Sofort schart sich das Federvieh um sie herum, sie kennt jedes einzelne mit Namen. Da ist die zutrauliche Lotti, die an ihrer Besitzerin hochfliegt, aber auch die schüchterne Bommel. «Sie versteckt sich zuerst, wenn ich komme. Jede hat ihre eigene Persönlichkeit und Geschichte – gern habe ich sie alle gleich.»
Das gilt für die ausrangierten Legehennen genau so wie für die stolzen Rassehühner, von den schwarzen Ayam Cemani, Araucanas bis zu den Marans. 26 Hennen leben derzeit bei ihr. «Sie legen Eier in allen Farben, von weiss, creme, grün, grau bis dunkelbraun. Bei mir ist jeden Tag Ostern.»
Luongo hat sich kürzlich mit der Gärtnerei Forte in Rickenbach ZH selbständig gemacht, in ihrer Freizeit engagiert sie sich für ihre Tiere. Eigentlich hätten die Hühner jetzt 100 Quadratmeter Auslauf, wegen der hoch ansteckenden Vogelgrippe H5N1, die weltweit grassiert, müssen sie drinnen bleiben, damit sie nicht mit wild lebenden Vögeln in Kontakt kommen. Die Präventionsmassnahmen gelten seit November 2022, soeben hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) die Auflagen bis zum 30. April verlängert – mindestens!
Stress für die Hühner
Die Beschränkungen sind notwendig, aber für die Hühner so wenig vergnüglich wie für deren Halterin. Die Hennen scharren an der Plastikwand, und unter dem Gegacker ist ein murrender Jammerlaut zu hören. «Sie wollen raus», sagt Luongo. Sie fühlt mit ihren Tieren: «Sie wachsen einem an Herz, ich habe zu jeder einzelnen Henne eine Verbindung.»
Ein Gitternetz über die Wiese spannen, das sei wegen den Obstbäumen nicht möglich. Darum hat Luongo zu Alternativen gegriffen, um ihren Hennen die Zeit drinnen erträglicher zu machen. Sie hat zusätzlich ein Zelt und Volieren aufgestellt. Zudem sorgt sie im Gehege für Beschäftigung und Abwechslung, so mit PET-Flaschen, wo die Hühner ihr Futter durch Löcher herauspicken können. «Wichtig ist, dass der Stall und der gedeckte Auslauf strukturiert sind, darum habe ich zusätzliche Sitzstangen aufgestellt, an denen sie hochklettern können.»
In der Schweiz gibt es schätzungsweise 70'000 private Hühnerhaltungen – und es werden immer mehr. «Allerdings werden nicht alle so vorbildlich gehalten», sagt Lucia Oeschger vom Schweizer Tierschutz STS. Dessen Recherchen zeigen, dass private Haltungen den Bedürfnissen der Hühner oft zu wenig entsprechen. «Die fertig gekauften Ställe sind in der Regel zu klein», sagt Oeschger. Eine Problematik, die sich wegen der Vogelgrippe noch verschärft. «Man muss damit rechnen, dass die Präventionsmassnahmen in Zukunft häufiger und länger gelten.» Darum lohne es sich, von Anfang an einen gedeckten Aussenplatz, also eine Voliere für die Hühner einzurichten. Im Interesse des Tierwohls, aber auch wegen Tierseuchen lanciert der Schweizer Tierschutz zusammen mit dem BLV auf Ende März eine Informationskampagne für artgerechte Hühnerhaltung.
Wer privat Hühner hält, muss diese beim BLV registrieren lassen und artgerecht unterbringen.
♦ Der Stall muss Platz für Sitzstangen, Legenester, Futtertröge und Tränken haben. Für acht Hühner braucht es mindestens zwei Quadratmeter Fläche.
♦ Für den Auslauf empfiehlt sich ein Wintergarten, alternativ kann die Fläche mit einem Netz abgedeckt werden.
♦ Hühner sind soziale Tiere und müssen in der Gruppe gehalten werden.
♦ Futterspiele, Leitern, Stangen und Staubbäder als Beschäftigung für die Hühner.
Wer privat Hühner hält, muss diese beim BLV registrieren lassen und artgerecht unterbringen.
♦ Der Stall muss Platz für Sitzstangen, Legenester, Futtertröge und Tränken haben. Für acht Hühner braucht es mindestens zwei Quadratmeter Fläche.
♦ Für den Auslauf empfiehlt sich ein Wintergarten, alternativ kann die Fläche mit einem Netz abgedeckt werden.
♦ Hühner sind soziale Tiere und müssen in der Gruppe gehalten werden.
♦ Futterspiele, Leitern, Stangen und Staubbäder als Beschäftigung für die Hühner.
Luongo ist überzeugt, dass die Einschränkungen für die Hühner stressig sind: «Ohne Auslauf legen sie weniger Eier.» Schon bald spriessen die Knospen der Obstbäume auf der Wiese, Luongo hofft, dass die Hennen wenigstens im Mai wieder raus dürfen.