Am 7. März ist es so weit: Die Stimmbevölkerung entscheidet über die Burka-Initiative. In der Schweiz gibt es allerdings kaum Burkaträgerinnen. Und die Corona-Krise könnte die Initiative gleich ganz zum Rohrkrepierer machen. Sogar innerhalb der SVP sind schon Zweifel aufgekommen, ob das Verbot wirklich etwas bringe.
So haben Tessiner Kantonsräte von SVP und Lega bereits im Sommer 2019 einen Vorstoss eingereicht. Darin enervieren sie sich, es gebe offenbar Fälle muslimischer Frauen, die das Verschleierungsverbot umgingen, indem sie zum Kopftuch einfach eine Hygienemaske trügen.
Die Kantonsräte forderten, die Tessiner Regierung solle prüfen, wie das Schlupfloch zu schliessen wäre. Etwa, indem man etwa ein ärztliches Attest haben muss, um eine Hygienemaske tragen zu dürfen.
Muslimas können Gesetz umgehen
Dann kam Corona. Die Epidemie habe dem Thema «eine ganz andere Dimension» gegeben, stellt der Tessiner Sicherheitsvorsteher Norman Gobbi (43, Lega) in seiner Antwort auf die Forderung fest. Er will das Problem nach der Pandemie angehen.
Allerdings dürfte Corona es sehr schwer machen, eine Lösung zu finden. Mit der Krise sind Masken vielerorts Pflicht geworden. So wie viele asiatische Touristen schon früher Maske trugen, könnte der Mundschutz auch in der hiesigen Bevölkerung verbreiteter werden.
Dass man künftig nur auf ärztliche Anordnung einen Mundschutz tragen darf, ist kaum mehr vorstellbar. Und es dürfte folglich kaum möglich sein, das Burkagesetz so umzudeuten, dass verschleierte Muslimas es nicht mehr umgehen können.