Am vergangenen Sonntag war Marie-Bertrande Duay (28) die Heldin im Wallis. In Martigny holte sie einen Sitz für die SVP in der Stadtregierung. Doch Screenshots, die Blick zugespielt wurden, zeigen, dass die Präsidentin der SVP-Frauen und ihre Partei das Heu nicht immer auf der gleichen Bühne hatten.
Ein Bild aus dem Jahr 2011 zeigt, wie Duay auf Facebook schrieb: «Oh mais Fuck l'UDC!». Was sich sinngemäss mit «scheiss SVP» übersetzen lässt. Als Kommentar zu ihrem eigenen Post fügte sie hinzu: «Die SVP ist unmoralisch, dumm und ohne menschliche Werte.»
Im Juni 2018, reagierte sie auf ein Post des heutigen Parteikollegen, Nationalrat Jean-Luc Addor (60): Dieser ärgerte sich, dass sein Vorstoss für ein Kopftuchverbot in der Armee, abgelehnt worden war. Duay schrieb: «Ich bin verblüfft. Bestürzt, dass die Leute so erbärmlich auf eine verschleierte Frau reagieren. Diese Person ist in erster Linie eine Frau, die sich entschieden hat, in die Armee zu gehen, um ihr Land zu verteidigen. [...] Aber verdammt! Man muss sie unterstützen. Eine Frau, die in der Armee ist, hat es nicht leicht! Sie hat mehr ‹Eier›, wenn ich das so sagen darf, als die meisten anderen, die es wagen, sie zu kritisieren.»
Die Juristin verteidigt sich
Heute erklärt Duay den ersten Post mit einer Jugendsünde. «Als ich meinen ersten Kommentar veröffentlichte, war ich 14 Jahre alt. In diesem Alter versteht man noch nicht alles, was mit Politik zu tun hat. Viele Medien, auch der Blick, stellen die SVP als rassistische und ausländerfeindliche Partei dar. Damals habe ich das einfach so übernommen, ohne wirklich zu verstehen, wofür die SVP tatsächlich steht.» Rückblickend sei das ein Fehler gewesen, weil sie sich unüberlegt der allgemeinen Meinung angeschlossen habe, so die Neo-Stadträtin weiter.
Im Laufe der Jahre habe sie allerdings einen kritischen Geist entwickelt und sich über die SVP-Positionen informiert. «Ich habe verstanden, dass die SVP überhaupt nichts gegen Ausländer hat, sondern – im Gegenteil – dass die SVP für Menschen ist, die sich integrieren. Wir wollen unsere eigene Bevölkerung gegenüber anderen bevorzugen, was völlig logisch ist.»
Sie war bei der Armee
Auch beim zweiten Post habe sich ihre Position seither verändert. «Ich war jung, hatte gerade als einzige Frau in meiner Infanterieschule die Armee absolviert und fand es nicht gut, dass man eine Frau angreift, weil sie in der Armee ein Kopftuch trug. Ich hätte es vorgezogen, wenn man ihr gratuliert hätte», sagt Duay.
Heute sieht sie das anders: Die Uniform sei ein wichtiger Bestandteil der Armee, weil sie dafür sorge, dass unsere körperlichen Unterschiede in den Hintergrund treten und das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund stehe.
Auch habe sie Jean-Luc Addor nicht beleidigt. Duay bedaurt die Wortwahl, diese sei aber nicht persönlich gegen jemanden gerichtet gewesen. «Im Übrigen hat Jean-Luc Addor kürzlich im Parlament Massnahmen vorgeschlagen, damit es mehr Frauen in der Armee gibt, und ich danke ihm dafür.»