«Dampf machen»: Diesen Titel trägt das Manifest, das CH2021 am Samstag veröffentlicht hat, am Tag vor dem 50. Jahrestag des Ja zum Stimm- und Wahlrechts für Frauen an der Urne. Mit der Einführung des Frauenstimmrechts seien Frauen trotz bisheriger Errungenschaften noch immer benachteiligt, schreibt CH2021 im zweiseitigen Manifest.
Nach wie vor seien Frauen Diskriminierungen, Ungerechtigkeit und Entwürdigungen ausgesetzt, etwa häuslicher und öffentlicher Gewalt. Der Bundesrat wird im Manifest aufgefordert, in der Frühjahrssession einen «Tag des Erkennens und Anerkennens des Unrechts und der Konsequenzen der Verweigerung des Frauenstimmrechts» anzusetzen.
Verbindlicher Aktionsplan nötig
Ziel müsse ein zeitlich verbindlicher Aktionsplan sein, damit die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung der Frauen Wirklichkeit werde. Parlament, Regierung und Stimmbevölkerung müssten sich ihrer Verantwortung für die Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse bewusst werden, um alle Formen von Diskriminierung zu überwinden.
Den bis 1971 auf eidgenössischer Ebene nicht stimm- und wahlberechtigten Frauen seien ihre Menschenrechte vorenthalten worden, heisst es im Manifest. Frauen seien vorsätzlich daran gehindert worden, ihre demokratischen Rechte auszuüben und damit ihre Rechtsordnung und ihre Gesellschaft mitzugestalten.
Die Autorinnen fordern deshalb die Einsicht, dass die Verweigerung des Stimm- und Wahlrechts für Schweizerinnen ein Unrecht gewesen sei. Seit dem 19. Jahrhundert hätten Frauen und auch Männer das Stimmrecht für Frauen gefordert. Das Recht, Rechte zu haben und diese einzufordern, sei den Frauen abgesprochen worden.
Die Frauen fordern aber auch eine öffentliche Debatte und gemeinsames Nachdenken darüber, wie es zum Unrecht gegenüber den Frauen habe kommen können und immer noch komme. Denn die Benachteiligungen seien nicht überwunden, Frauen würden noch immer so behandelt als hätten sie die Gleichstellung nicht verdient.
Mitgründerin Ruth Dreifuss
Unter den Gründerinnen des Vereins CH2021 sind alt Bundesrätin Ruth Dreifuss (SP), die erste Schweizer Bundesrichterin Margrith Bigler-Eggenberger, Ständerätin Maya Graf (Grüne/BL) und Nationalrätin Kathrin Bertschy (GLP/BE) als Co-Präsidentinnen von Alliance F und Regisseurin Petra Volpe ("Die göttliche Ordnung"). Der Verein wurde 2018 ins Leben gerufen. (SDA)