Der Frauenstreik zeigte, was möglich ist, wenn sich die Einwohnerinnen unseren Landes zusammentun: 500'000 Frauen gingen am 14. Juni 2019 auf die Strasse. Vier Monate später wurden so viele Politikerinnen wie noch nie in National- und Ständerat gewählt.
Der höhere Frauenanteil in der Schweizer Politik ist auch dem Frauen-Dachverband Alliance F zu verdanken. Mit der Kampagne «Helvetia ruft!» forderte er gezielt Schweizerinnen zur Kandidatur auf und unterstützte sie dabei.
Der durchschlagende Erfolg hat Frauennetzwerke wieder in den Fokus gerückt. Und er wirft die Frage auf: Wie wichtig – und wie einflussreich – sind solche Netzwerke heute in der Politik?
Im Hintergrund die Fäden ziehen
Fragt man Claudine Esseiva (42), ist die Antwort eindeutig: sehr wichtig. Schliesslich ist sie ehemalige Generalsekretärin der FDP-Frauen und heute Co-Präsidentin von Business & Professional Women (BPW) Schweiz. Zu deren Mitgliedern gehören auch die Bundesrätinnen Karin Keller-Sutter (57) und Viola Amherd (58).
Auch wenn Frauennetzwerke oder die Frauen-Sektionen von Parteien in der Öffentlichkeit wenig präsent seien, spielten sie im Hintergrund eine entscheidende Rolle, ist Esseiva überzeugt. Einerseits ermöglichten diese, Erfahrungen zu teilen und sich gegenseitig zu motivieren. Andererseits sind sie aber auch Lobby-Organisationen: «Solche Netzwerke haben es auch schon geschafft, Parteiparolen zu drehen», so die BPW-Präsidentin.
«Frauennetzwerke waren für meine Wahl entscheidend»
Zudem pushen sie bei Wahlen Kandidatinnen. «Frauennetzwerke haben bei meiner Nomination und bei der anschliessenden Wahl in die Regierung eine entscheidende Rolle gespielt», sagt die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (63) beispielsweise.
Über Gleichstellungsthemen und Frauenwahlen hinaus haben die Frauennetzwerke allerdings politisch kaum Gewicht. Dass das überparteiliche Beziehungsnetz genutzt würde, um Allianzen zu schmieden und eigene politische Ziele voranzutreiben? Beispiele dafür finden sich kaum.
Es wäre aber falsch, darin einfach das Klischee bestätigt zu sehen, dass Frauen weniger gut netzwerken können. Bestes Gegenbeispiel dafür ist GLP-Nationalrätin und Alliance-F-Co-Präsidentin Kathrin Bertschy (41). In Bundesbern heisst es, sie verstehe es bestens, parteiübergreifende Kompromisse zu schmieden – was allerdings weniger an ihrer Funktion, sondern ihrer Persönlichkeit liege.
Am 7. Februar 1971 sagte das Stimmvolk in der Schweiz – dazumals ausschliesslich Männer – in einer eidgenössischen Abstimmung Ja zum nationalen Stimm- und Wahlrecht für Frauen. Die Schweiz war damit eines der letzten europäischen Länder, das dieses Bürgerrecht auch der weiblichen Bevölkerung zugestanden hat. In einer Serie geht die Blick-Gruppe diesem für unsere Demokratie historischen Ereignis auf den Grund. Wo stehen wir heute, 50 Jahre später, in Sachen Bürgerrechte, Emanzipation und Gleichstellung?
Am 7. Februar 1971 sagte das Stimmvolk in der Schweiz – dazumals ausschliesslich Männer – in einer eidgenössischen Abstimmung Ja zum nationalen Stimm- und Wahlrecht für Frauen. Die Schweiz war damit eines der letzten europäischen Länder, das dieses Bürgerrecht auch der weiblichen Bevölkerung zugestanden hat. In einer Serie geht die Blick-Gruppe diesem für unsere Demokratie historischen Ereignis auf den Grund. Wo stehen wir heute, 50 Jahre später, in Sachen Bürgerrechte, Emanzipation und Gleichstellung?