Darum gehts
- Bundesrat will Adoptionen von Kindern aus dem Ausland verbieten
- Nationalratskommission stellt sich dagegen
Mit 19 zu 6 Stimmen hat die Rechtskommission des Nationalrats (RK-N) eine entsprechende Motion beschlossen, wie die Parlamentsdienste am Freitag mitteilten. Darüber entscheiden wird als nächstes der Nationalrat.
Die Kommissionsmehrheit will, dass der Bundesrat «umgehend» auf seinen Grundsatzentscheid von Anfang Jahr zurückkommt und statt eines Verbots von internationalen Adoptionen deren Kontrolle und Transparenz verstärkt. So soll das Missbrauchsrisiko reduziert werden.
Gegen ein Verbot spreche, dass ein solches adoptierte Personen und ihre Familien stigmatisieren würde, hiess es in der Mitteilung der RK-N. Weitere Angaben machte die Kommission nicht.
Unter der Feder von Jans
Der Bundesrat hatte Ende Januar angekündigt, dass er die Adoption von Kindern aus dem Ausland verbieten wolle. Das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) wurde damit beauftragt, bis spätestens Ende 2026 eine entsprechende Vernehmlassungsvorlage auszuarbeiten.
Eine Expertengruppe war zum Schluss gekommen, dass Missbräuche nicht ausgeschlossen werden könnten. Solche Missstände dürfe es nicht mehr geben, sagte Justizminister Beat Jans. Ein Verbot sei die beste Möglichkeit, alle Betroffenen, insbesondere die Kinder, zu schützen.
Die Niederlande hatten im Mai 2024 internationale Adoptionen ganz eingestellt. Unter anderem auch in Belgien, Frankreich und Norwegen gibt es Bemühungen dazu. Diese reichten von einer Einschränkung der Adoptionsländer bis hin zu einem temporären Stopp.
Zahlen sind rückläufig
Internationale Adoptionen sind gemäss dem vom Bundesrat im Januar verabschiedeten Bericht in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Derzeit sind es noch rund dreissig pro Jahr, früher waren es mehrere hundert.
Behandelt wurde vom Expertengremium auch die Frage, wie wichtig es für adoptierte Menschen sei, Informationen über ihre Herkunftsfamilie zu erlangen. Die Betroffenen müssten auf jeden Fall die Möglichkeit haben, sich die notwendigen Informationen zu beschaffen, hiess es im Bericht.
Die RK-N will hier auch ansetzen. Im Rahmen der neuen Vorlage sei das Recht Adoptierter auf Kenntnis ihrer Abstammung und die Unterstützung bei der Herkunftssuche zu stärken, heisst es im Motionstext.
Illegale Adoptionen
In der Schweiz kam es im Rahmen internationaler Adoptionen in der Vergangenheit zu gravierenden Unregelmässigkeiten. Zwischen 1970 und 1999 gelangten wahrscheinlich mehrere tausend Kinder aus dem Ausland durch Kinderhandel, mit gefälschten Dokumenten, fehlenden Herkunftsangaben oder durch andere illegale Praktiken zur Adoption in die Schweiz. Dies zeigte ein Bericht der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Dezember 2023.
Auch bis ins vergangene Jahrzehnt ist es laut dem Bundesrat zu illegalen Adoptionen gekommen. Gemäss Forschungsberichten von Bund und Kantonen stammen viele Kinder aus illegalen Adoptionen unter anderem aus Bangladesch, Brasilien, Chile, Korea, Sri Lanka oder Rumänien.