Es geschah immer wieder Unrecht
Beat Jans will internationalen Adoptionen den Riegel schieben

Justizminister Beat Jans möchte, dass Schweizer Eltern künftig keine Kinder mehr im Ausland adoptieren dürfen. Der Bundesrat wird bald darüber befinden.
Publiziert: 26.01.2025 um 12:20 Uhr
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Aktualisiert: 26.01.2025 um 14:11 Uhr
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In der Vergangenheit kam es vielen illegalen Kindesadoptionen im Ausland von Schweizer Eltern. Die Schweizer Behörden wussten davon, taten aber lange nichts.
Foto: Fabian Strauch

Auf einen Blick

  • Schweiz erwägt Verbot internationaler Adoptionen wegen Missbrauchsfällen
  • SP-Bundesrat Beat Jans will Gesetzesänderung für Adoptionsverbot vorlegen
  • Zahl internationaler Adoptionen sank in den letzen Jahren.
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Die Idee dahinter klingt edel, doch die Realität sah oft anders aus: internationale Adoptionen. In den letzten Jahren wurden zunehmend die dunklen Machenschaften im Handel mit Babys im Ausland aufgedeckt.

So kam ein Bericht zum Schluss, dass über 800 Kinder bis in die 90er-Jahre in Sri Lanka geraubt und illegal in die Schweiz adoptiert wurden. Vermittelt durch Kinderhändler, die Müttern ihre Kinder wegnahmen und sogenannte «Babyfarmen» betrieben, auf denen Geburtsurkunden gefälscht wurden.

Bund und Kantone wussten davon - und schauten weg. Weitere Untersuchungen brachten zutage, dass es auch in anderen Ländern zu illegalen Geschäften mit Kindern kam.

Bundesrat entscheidet nächste Woche

Nun will der zuständige SP-Bundesrat Beat Jans (60) durchgreifen. In der Schweiz könnte die Adoption von Kindern aus dem Ausland künftig vollständig verboten werden. Eine entsprechende Gesetzesänderung will Jans nächste Woche dem Gesamtbundesrat vorlegen, wie die «NZZ am Sonntag» berichtete.

Adoptionen innerhalb der Schweiz und innerhalb der Familie sollen weiterhin möglich sein. Hintergrund ist die Untersuchung einer Expertenkommission, wie man das heutige System reformieren könne. Diese schlug 2023 in einem Zwischenbericht zwei Varianten vor.

Eine Möglichkeit wäre, dass nur noch Adoptionen aus Ländern erlaubt sind, die gewisse Mindestgarantien nachweisbar einhalten. Oder aber: Die Schweiz verbietet internationale Adoptionen komplett. Die Regierung dürfte sich nun für ein vollständiges Verbot aussprechen, berichtet die «NZZ am Sonntag». Die Experten betonten, dass Missbräuche bei internationalen Adoptionen nicht ausgeschlossen werden könnten.

Deutlich weniger Adoptionen

Die Zahl internationaler Adoptionen ging in der Schweiz in den letzten Jahren merklich zurück. Wurden 2004 noch 560 Kinder im Ausland adoptiert, waren es 2020 noch 35. Der Rückgang dürfte mit den strengeren Adoptionsrichtlinien in vielen Ländern zu tun haben. Auch der Fortschritt in der Reproduktionsmedizin dürfte dazu beigetragen haben.

Kein Freund eines Verbots ist Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (48). Er selbst hat kürzlich einen Buben in Armenien adoptiert. «Die internationalen Adoptionen werden nun heiss diskutiert, weil einst ein falscher Retterkomplex zu Missbrauch führte», schreibt er auf Bluesky. Er wisse aus Erfahrung, dass es auch anders sein könne: «Wir haben unseren Sohn nicht gerettet. Aber er hat jetzt eine Familie – und die Familie seine überschwängliche Liebe».

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