Leitfaden an Basler Schulen
Evangelikaler Feldzug gegen «Transgender-Diktat»

Die Stiftung Zukunft CH behauptet, in Basel würden schon Kindergärtler dazu gedrängt, sich als trans zu outen. Das Erziehungsdepartement widerspricht.
Publiziert: 15.02.2025 um 15:28 Uhr
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Der Umgang mit der Geschlechtszugehörigkeit ist zu einem breit diskutierten Thema geworden.
Foto: Keystone
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Andreas SchmidInlandredaktor

Sie setze sich ein «für zukunftstragende Werte, eine Aufwertung der Familie und gegen die schleichende Einführung der Scharia», schreibt die Stiftung Zukunft CH. Ihre Feindbilder sind Linke und Grüne, Muslime sowie Befürworter einer Fristenlösung.

Die evangelikal ausgerichtete Stiftung, die sich auch beim Zürcher «Marsch fürs Läbe» von Abtreibungsgegnern engagiert, greift regelmässig pädagogische Lehrstätten und Schulen an. Im Fokus steht dabei vor allem der Umgang mit Transgeschlechtlichkeit. Zukunft CH schildert in den sozialen Medien etwa, wie eine Mitarbeiterin einen «haarsträubenden» Vortrag zu Transgender an der Pädagogischen Hochschule Zürich erlebte.

«Aggressiv beworben»

In einem Brief an Interessierte, in dem die Stiftung um Spenden bittet, widmet sie sich dem Thema Transgender und Trans-Sexualität, denn an vielen Schweizer Schulen nähmen Fragen dazu «überdimensioniert» Platz ein. 

Im Schreiben attackiert die Stiftung die Basler Schulen. Geschlechtsverändernde Eingriffe an Minderjährigen würden «aggressiv beworben», im Leitfaden «Trans macht Schule» sei vorgesehen, dass Kinder sich schon ab Kindergarten als trans outen und entsprechend behandelt werden sollten. Im Brief der Stiftung heisst es unter dem Titel «Schulen und Eltern unter Transgenderdiktat»: «Schulen werden instrumentalisiert, gesunde Schüler zu lebenslangen Patienten zu machen.»

Informationsauftrag der Schulen

Das Erziehungsdepartement von Basel-Stadt mit Regierungsrat Mustafa Atici (SP, 55) als Vorsteher hat den Lehrpersonen den Leitfaden im November 2024 abgegeben. Er soll Anleitungen geben für Themen wie die Anrede von trans Kindern und Jugendlichen, die Nutzung von Toiletten sowie die Zusammenarbeit der Schulen mit den Eltern.

Zu den Attacken von Zukunft CH sagt Valérie Rhein, Sprecherin des basel-städtischen Erziehungsdepartements, es gehöre zum Auftrag der Schulen, Kinder und Jugendliche in solchen Fragen zu unterstützen und darüber zu informieren. Seit Jahren sei das Thema Transition an den Schulen präsent. Weil es in letzter Zeit vermehrt Anfragen dazu gegeben habe, erhielten die Lehrpersonen mit dem Leitfaden Informationen zum Thema, «da es komplex und sensibel ist», hält Rhein fest.

Falsche Behauptung

Die Behauptung von Zukunft CH, wonach Eltern eine Anzeige drohe, wenn sie sich einer Geschlechtsumwandlung ihres Kindes widersetzten, weist Rhein als falsch zurück. Trotzdem gehe das Departement nicht dagegen vor.

Nicola Niessen von Zukunft CH sagt, die Stiftung wolle über gesellschaftliche Entwicklungen informieren und Hintergründe zeigen. «Beim Thema Transgender-Beeinflussung versuchen wir, auf die langfristigen und irreversiblen Konsequenzen von geschlechtsverändernden Eingriffen an Minderjährigen hinzuweisen.» 

Wertekongress im Herbst

Im Oktober will die Stiftung an einem Kongress in Winterthur traditionelle Werte wie Wahrheit, Verantwortung und Familie zementieren. Dazu beitragen soll SVP-Medienunternehmer Roger Köppel, den Zukunft CH auf der Website als Referenten ankündigt.

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