Langer Streit könnte enden
Bahn frei fürs Grimselprojekt?

Die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) und die grossen Umweltverbände haben sich auf eine Vereinbarung zum Grimselprojekt geeinigt. Acht Massnahmen sollen für überflutete Lebensräume kompensieren, wie die Organisationen in einer gemeinsamen Mitteilung schrieben.
Publiziert: 21.06.2024 um 11:02 Uhr
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Aktualisiert: 21.06.2024 um 13:16 Uhr
Die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) und die grossen Umweltverbände haben sich auf eine Vereinbarung zum Grimselprojekt geeinigt. (Archivbild)
Foto: PETER SCHNEIDER

Die geplante Erhöhung der Grimselsee-Staumauern Spitallamm und Seeuferegg hat Auswirkungen auf Natur und Landschaft. Insbesondere wird durch die Erweiterung des Stausees ein Gletschervorfeld überstaut, wie es in der Mitteilung vom Freitag heisst. Aus diesem Grund haben Verbände und die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) nach Ersatzmassnahmen gesucht. Zuvor hatten die Zeitungen von CH Media darüber berichtet.

Konkret sollen etwa die Flachmoorlandschaft Oberaar und das Vorfeld des Steingletschers aufgewertet werden. Zudem sieht die Vereinbarung vor, dass Arven-Bäume gepflanzt werden.

Revitalisierungsmassnahmen von Auen und Talflüssen

Was den Verlust von aquatischen Lebensräumen betrifft, haben sich die Organisationen laut Mitteilung auf Revitalisierungsmassnahmen von Auen und Talflüssen sowie einen Teil-Nutzungsverzicht im Urbachtal geeinigt. Der durch das Tal führende Fluss wird zur Stromproduktion genutzt. Zusätzliche Ausgleichsmassnahmen wollen die Verbände und die KWO in den nächsten Monaten gemeinsam mit dem Kanton Bern verhandeln.

An der Vereinbarung beteiligt sind Pro Natura, der WWF, die Stiftung Landschaftsschutz, die Gewässerschutzorganisation Aqua Viva, der Schweizerische Fischerei-Verband, der Schweizer Alpen-Club und der Bernische Kantonale Fischereiverband.

Nicht an den Massnahmen mitgewirkt hat der Grimselverein aus Meiringen, der seit Jahrzehnten Widerstand gegen die Erweiterung des Stausees leistet. «Die Umweltverbände haben sich über den Tisch ziehen lassen», sagte Vorstandsmitglied John Schmocker der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Die vereinbarten Ersatzmassnahmen seien zwar «Zückerli», aus Sicht des Vereins aber unbefriedigend. Ob der Grimselverein nun weitere Massnahmen plant, konnte Schmocker am Freitag noch nicht sagen.

Die Erhöhung der Grimselstaumauern hat eine umstrittene Geschichte, die bis in die 1980-er Jahre zurückgeht. 2005 schliesslich reichten die Kraftwerke Oberhasli ein Baugesuch für die Vergrösserung des Grimselsees ein. Das Bundesgericht entschied, dass die KWO das Projekt nicht in einem Bauverfahren, sondern in einem Konzessionsverfahren genehmigen lassen muss.

Ende Mai diesen Jahres reichten die KWO beim Kanton Bern ein überarbeitetes Konzessionsgesuch ein, wonach die Staumauern um 23 Meter erhöht werden sollen. Es handelt sich beim Stausee um eines von schweizweit 15 Projekten zum Ausbau der Wasserkraft, die nach dem neuen Stromgesetz priorisiert werden sollen. Einsprachen sind nach wie vor möglich.

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