Sie nennen sich Therapeuten, Seelsorger und Berater. Und sind oft in freikirchlichen Kreisen zu finden. Sie behaupten, dass sie Homosexualität heilen würden. Denn für sie ist klar: Nur die Heterosexualität sei von Gott gewollt.
Solche sogenannten Konversionstherapien sind zum Beispiel in Deutschland und Österreich verboten. Auch in einigen Schweizer Kantonen sind sie untersagt, in anderen wurden entsprechende Vorstösse eingereicht.
Um einen kantonalen Flickenteppich zu vermeiden, forderte die Rechtskommission des Nationalrats bereits ein schweizweites Verbot. Der Nationalrat sprach sich bereits letztes Jahr für ein Verbot aus.
Am Mittwoch nun war die zuständige Kommission des Ständerats dran. Die Kommission für Rechtsfragen des Ständerates (RK-S) spricht sich klar gegen Konversionsmassnahmen aus und will Möglichkeiten prüfen, wie ein Verbot auf Bundesebene umgesetzt werden könnte. Sie will sie aber noch einen entsprechenden Bericht abwarten, der Lösungsansätze aufzeigen soll, wie ein solches Verbot aussehen könnte.
Der Bundesrat hatte einst noch die Ablehnung der entsprechenden Motion beantragt. Das geforderte Verbot sei auf Bundesebene nicht möglich, sagte die damalige Justizministerin Karin Keller-Sutter (59). Das sahen die zuständigen Rechtskommissionen im Parlament anders.
Therapien werden angeboten
In der Schweiz sind Konversionstherapien heute nur für anerkannte Ärztinnen oder Therapeuten durch die entsprechenden Berufsverbände verboten. Oftmals sind es aber nicht Fachpersonen, die solche «Therapien» anbieten.
Wie oft diese solche «Therapien» in der Schweiz durchführen, ist nicht bekannt. Dass diese noch immer angeboten werden, zeigte eine Undercover-Recherche von SRF.
Pfarrer führte Konversionstherapie aus
Gegenüber Blick erzählte letztes Jahr ein Betroffener von seinen Erlebnissen bei einer solchen als Therapie ausgegebenen Beratung. David G.* war in einer evangelikalen Freikirche im Kanton Bern aufgewachsen. Mit etwa 13 Jahren merkte er, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt. «Als meine Mutter davon erfuhr, hatte sie einen Nervenzusammenbruch. Für sie brach eine Welt zusammen», erzählte G.
«Mir wurde gesagt, dass Homosexuelle drogensüchtig sind und ständig Sex haben, dass eine monogame Partnerschaft unmöglich sei.» Und, dass Homosexualität der «direkte Weg in die Hölle» sei. Mit einer «Therapie» ausgeführt von einem Pfarrer, wollte G. seine sexuelle Orientierung ändern.
Seelische Belastung der Betroffenen
Der Pfarrer riet ihm, in einen Fussballverein zu gehen oder typische Männerdinge zu machen. «Er gab mir zu verstehen, dass etwas mit meiner Identität nicht stimmt, dass ich zum richtigen Mann werden muss, um hetero zu werden.» Diese Therapie habe fatalen Folgen für seine psychische Gesundheit gehabt, erzählte er Blick. Er habe die Therapie auch deshalb abgebrochen.
Hilfe gefunden hat G. danach im Verein Zwischenraum, dieser setzt sich für christliche LGBTQ-Menschen ein. (sie)
*Name bekannt