Thierry Burkart (45) hat keine Zeit zu verlieren. Als einzig verbliebener Kandidat ist seine Wahl zum neuen FDP-Präsidenten Formsache – auch wenn er sich parteiintern nicht nur Freunde gemacht hat. Immer wieder hat er eine Gegenposition zur abtretenden Präsidentin Petra Gössi (45) eingenommen und damit die bisherige Parteispitze geschwächt.
So gehörte der Aargauer Ständerat zu jenen, die zur Spaltung der Partei beigetragen haben. Burkart kritisierte von Anfang an Gössis neuen Klimakurs, der immerhin von den Delegierten abgesegnet war. Und er trat offen für den Abbruch der Verhandlungen zum Rahmenabkommen ein. Doch man darf Burkart zugutehalten: Der Kritiker übernimmt nun selber Verantwortung.
Nun muss es also ausgerechnet Burkart gelingen, die Partei wieder zu einen. Der Druck ist enorm. Die neue Spitze muss den Freisinn auf Kurs bringen, eine klare Linie entwickeln, Positionen schärfen. Es muss wieder klar werden, wofür die FDP steht. Als Vertreter des rechten Flügels wird Burkart dabei zu vielen Kompromissen bereit sein müssen.
Burkart ist zum Erfolg verdammt. Denn die einst staatstragende FDP schlingert. Bei den nationalen Wahlen 2019 hat sie gerade noch 15,1 Prozent erreicht. Und keine Partei hat seither in den Kantonen derart viele Sitze verloren wie die FDP, 31 waren es.
Entscheidend wird das Resultat bei den Wahlen 2023 sein. Wird die FDP weiter zerrieben, können Grüne und GLP nochmals zulegen, dann gerät der zweite FDP-Bundesratssitz ins Wanken. Für den Freisinn wäre ein solcher Verlust eine historische Schmach.
Damit gilt für Thierry Burkart: Verlieren verboten! Sein Wahlkampf beginnt heute.
