Gemäss Angaben der beiden Parteien wurden am Donnerstag knapp 130'000 Unterschriften der Bundeskanzlei übergeben. Davon seien rund 105'000 gültig. Die eidgenössische Volksinitiative «Für eine gerechte Energie- und Klimapolitik: Investieren für Wohlstand, Arbeit und Umwelt (Klimafonds-Initiative)» wird von einer Allianz von Umweltorganisationen und Gewerkschaften unterstützt.
Das Begehren will Bund, Kantone und Gemeinden verpflichten, die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung und deren Folgen für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zu bekämpfen. Dies soll in Übereinstimmung mit den internationalen Klimaabkommen geschehen.
3,5 bis 7 Milliarden Franken pro Jahr
Wird die Initiative von Volk und Ständen angenommen, muss der Bund den neuen Klimafonds spätestens ab dem dritten Jahr nach dem Ja füllen, und zwar jährlich und bis 2050 mit 0,5 bis 1 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP). Dies entspricht einem Betrag zwischen 3,5 und 7 Milliarden Franken. Der Beitrag des Bundes an den Fonds kann laut Initiativtext «angemessen gesenkt» werden, wenn die Schweiz die nationalen und internationalen Klimaziele erreicht hat.
Unterstützen soll der Bund mit dem Geld Projekte für die Dekarbonisierung von Verkehr, Gebäuden und Wirtschaft. Beispielsweise kann das der Ersatz von Heizungen mit fossilen Brennstoffen sein.
Weiter sollen Projekte für sparsamen und effizienten Energieverbrauch, die sichere Versorgung und den Ausbau der erneuerbaren Energien Geld aus dem Fonds erhalten. Die Mittel können auch für mit Klimaprojekten verbundene Aus- und Weiterbildung sowie Umschulungen eingesetzt werden.
«Mit dem Klimafonds schaffen wir die Energiewende»
Der Fonds oder vom Bund beauftragte Dritte sollen zudem Kredite, Garantien und Bürgschaften gewähren können. Einzelheiten dazu müssen gemäss dem neu vorgeschlagenen Verfassungsartikel auf Gesetzesebene geregelt werden.
Um den Klimaschutz zu stärken und gleichzeitig Energie im Inland selbst produzieren zu können, seien massive öffentliche Investitionen vonnöten, argumentieren die Initiantinnen und Initianten. Es brauche eine sozial gerechte Klimapolitik. «Mit dem Klimafonds schaffen wir die Energiewende.»
Die Klimakrise sei die grösste Herausforderung unserer Generation, betont Grünen-Präsident Balthasar Glättli (52). «Klimaschutz, Biodiversität, Innovation und Arbeitsplätze für die Zukunft – dies garantiert der Klimafonds für einen New Green Deal.»
Energiesouveränität stärken
Heute sei die Schweiz massiv abhängig von der Lieferung fossiler Energien aus dem Ausland, was wichtige Investitionen im Inland verhindere und stattdessen autokratische Staaten stärke, so SP-Nationalrat Roger Nordmann (50). «Mit einem Ausbau der erneuerbaren Energien in der Schweiz stärken wir unsere Energiesouveränität und sichern die Versorgung.»
Falls die Initiative formell zustande kommt, wird sich als Nächstes der Bundesrat dazu äussern. Über die Vorlage könnte das Stimmvolk voraussichtlich im Verlaufe des Jahres 2026 abstimmen. Unklar ist, ob die Regierung oder das Parlament der Initiative einen direkten oder indirekten Gegenentwurf entgegenstellen wird.
Im Kanton St. Gallen hatten vergangenes Jahr die Stimmberechtigten eine Klimafonds-Initiative der SP im Umfang von 100 Millionen Franken abgelehnt. Deutlich zugestimmt wurde dafür dem Gegenvorschlag, der einen Sonderkredit von 59 Millionen Franken für Energiemassnahmen beinhaltet. (SDA)