Knatsch um Cargo-Preise führt zu Knall hinter verschlossenen Türen
SBB-Chef isst Salat, da platzt Mitte-Pfister der Kragen

Ein Treffen der SBB-Spitze mit Grosskunden hätte den Streit um die Preiserhöhungen von SBB Cargo beenden sollen. Doch offenbar hat der Termin hinter verschlossenen Türen die Situation nicht verbessert.
Publiziert: 17.02.2025 um 14:50 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2025 um 16:42 Uhr
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SBB Cargo wird von Grosskunden und Wirtschaftsverbänden kritisiert: Der Betrieb will die Preise massiv erhöhen und streicht 80 Vollzeitstellen.
Foto: Dario Haeusermann

Auf einen Blick

  • SBB Cargo plant Preiserhöhungen und Abbau von 80 Vollzeitstellen
  • Treffen zwischen SBB und Güterkunden endete offenbar mit Eklat
  • Grosskunde spricht von «Erpressung»
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nastasja HofmannPraktikantin Politik

Güterverkehrschef Alexander Muhm (47) war forsch, SBB-Direktor Vincent Ducrot (62) ass Salat und Mitte-Präsident Gerhard Pfister (62) platzte der Kragen: Diese Szene spielte sich offenbar vor rund zwei Monaten bei einem Treffen zwischen der SBB-Spitze und grossen Güterkunden ab. Eigentlich sollte es um eine Aussprache gehen, allerdings zeigten sich die SBB-Vertreter wohl nicht von ihrer besten Seite. Das hat die «NZZ» publik gemacht, verschiedene Seiten bestätigen den Vorfall.

Wie die «NZZ» berichtet, grenzte das Treffen hinter verschlossenen Türen an einen Eklat. Worum ging es? Wegen massiver Preiserhöhungen, die SBB Cargo plant, hatten sich grosse Güterverkehrskunden und Wirtschaftsverbände im Vorfeld an Bundesrat Albert Rösti (SVP, 57) gewandt. Doch als es zum Gespräch kam, habe die SBB-Spitze eher mit Arroganz und Zurückhaltung als mit Kompromissbereitschaft geglänzt, wie die «NZZ» mehrere Quellen zitiert.

So habe sich Mitte-Präsident Pfister, als Präsident des Verbands Cemsuisse an der Sitzung dabei, empört über das Verhalten von SBB-Chef Ducrot gezeigt. «Ducrot sagte wenig und ass einen Salat. Da platzte Gerhard Pfister der Kragen: Er warf den SBB eine unglaubliche Arroganz vor», schreibt die «NZZ». Auch Frank Furrer, langjähriger Chef des Verbands der verladenden Wirtschaft, fand gegenüber der Zeitung deutliche Worte: «Ich habe nie so einen Auftritt gegenüber Kunden erlebt.»

SBB Cargo in der Bredouille

SBB Cargo kämpft seit Jahren mit Schwierigkeiten. Die geplanten Preiserhöhungen sollen helfen, künftigen Defiziten entgegenzuwirken. Wie die SBB bestätigten, sollen die Preise im WLV-Verkehr (Wagenladungsverkehr) um durchschnittlich 20 Prozent steigen. Andere Quellen sprechen von bis zu 300 Prozent Preisaufschlag. Und das, obwohl SBB Cargo gleichzeitig 80 Vollzeitstellen abbaut und die Bahnhöfe künftig seltener anfahren will.

Das sorgt bei der Kundschaft für rauchende Köpfe. Für Daniel Zumkehr, Geschäftsleiter des Familienunternehmens ACTS, grenzt das, was SBB Cargo macht, an «Erpressung». Entweder, man akzeptiere die Preiserhöhungen und die angepasste Produktion, «oder sie fahren nicht mehr für einen». Dass damit wenigstens die Strategie der SBB langfristig funktioniert, bezweifelt er. Bis 2030 soll nämlich rund ein Fünftel des Personals abgebaut werden. Auch das Netz des WLV-Verkehrs wird erneut drastisch reduziert. Sobald im Netzwerk des Güterverkehrs gewisse Mengen wegfielen, wirke sich dies auf andere Kunden aus – «es ist ein Abbau auf Raten», so Zumkehr gegenüber der «NZZ» weiter.

Das Parlament soll es richten

Die SBB wehren sich in der Zeitung gegen die Vorwürfe. Laut einem Sprecher sind die Gespräche mit der Mehrheit der Verlader auf gutem Weg. Ausserdem sieht der Bundesrat eine befristete Unterstützung vor, um den WLV-Verkehr zu modernisieren. Ein unbefristeter Verladbonus von 50 Millionen Franken jährlich für die Kunden soll zudem die Preiserhöhungen abfedern. Die Vorlage ist momentan im Nationalrat hängig und dürfte für Diskussionsstoff sorgen.

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