Darum gehts
- Solothurner Gewerkschaftspräsident tritt zurück, Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Unregelmässigkeiten
- Markus Baumann war prominente Figur der Arbeitnehmervertretung in Solothurn
- Baumann engagierte sich seit 15 Jahren im GBS und war bis 2021 Kantonsrat
Stecken die Solothurner Gewerkschaften in einem waschechten Skandal? Markus Baumann (60), der bisherige Präsident des Solothurner Gewerkschaftsbundes (GBS) und Gewerkschaftssekretär der Unia, hat überraschend seine Ämter niedergelegt. Im Zusammenhang mit der Tätigkeit von Baumann seien «Unregelmässigkeiten» festgestellt worden, wie die Verbände mitteilen. Ob sie finanzieller Art sind, lassen beide jedoch offen.
Zumindest sind diese so gravierend, dass die Solothurner Staatsanwaltschaft bereits ermittelt. Dies bestätigt sie gegenüber der «Solothurner Zeitung». Aus Rücksicht auf die Ermittlungen seien derzeit keine weiteren Auskünfte möglich. Bis zum Abschluss des Verfahrens gilt die Unschuldsvermutung.
Von einer Kündigung will niemand sprechen
Die Unia teilte in einer knappen Erklärung mit, dass das Arbeitsverhältnis mit Baumann beendet wurde. Ob dem höchsten Gewerkschafter des Kantons fristlos gekündigt wurde, wird von Renate Schoch, Leiterin der Unia Region Biel-Seeland, weder dementiert noch bestätigt. «Über interne Personalentscheide geben wir keine Auskunft», teilt sie mit.
«Wir haben vergangenen Freitag erfahren, dass sich die Unia von Markus Baumann getrennt hat», sagt derweil GBS-Vizepräsident Rolf Hasler. Im Anschluss sei Baumann per sofort von allen gewerkschaftlichen Ämtern zurückgetreten. Das Präsidium des kantonalen GBS sei dementsprechend vakant.
Markus Baumann war in Solothurn eine prominente Figur der Arbeitnehmervertretung: Er engagierte sich seit 15 Jahren im GBS und zuvor in der Unia-Vorgängerorganisation SMUV. Bis 2021 war er für die SP im Solothurner Kantonsrat aktiv und setzte sich kürzlich für das angeschlagene Stahlwerk Gerlafingen ein.
Auch andere Gewerkschaften kämpfen mit Problemen
Wer die Nachfolge als Gewerkschaftssekretär antreten wird, sei noch nicht geklärt, teilen die Verbände mit. Die GBS-Geschäftsleitung werde sich am kommenden Montag treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Markus Baumann war laut «Solothurner Zeitung» am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Es ist bereits der zweite Knall bei den Gewerkschaften innerhalb weniger Tage: Wie gestern bekannt wurde, muss der Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) das Generalsekretariat bald neu ersetzen. Jedoch aus anderen Gründen: Der VPOD befindet sich in einem regelrechten Streit rund um die Führungskultur des Präsidenten Christian Dandrès (44).