Im Kampf gegen den Klimawandel spielt die Finanzwelt eine wichtige Rolle. Das haben Banken und Behörden auch in der Schweiz erkannt. Sie wollen deshalb vorne mitspielen, wenn es um nachhaltige Investitionen geht.
Der mit Abstand wichtigste Player macht allerdings nur halbherzig mit. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) gehört weltweit zu den grössten Investoren. Mit ihren Devisenanlagen im Wert von 951 Milliarden Franken hat sie einen gewaltigen Hebel. Sie will ihn jedoch nur bedingt dafür einsetzen, wozu sich die Schweiz 2017 mit der Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens verpflichtet hat: die Finanzflüsse klimaverträglich zu gestalten.
Jordans grünes Versprechen
Jüngstes Beispiel: Im letzten Dezember gab SNB-Präsident Thomas Jordan (58) bekannt, sämtliche Unternehmen, die primär Kohle abbauen, aus den Aktienanlagen auszuschliessen. Die Nationalbank reagierte damit auf den steigenden Druck, ihre Anlagepolitik mit dem Pariser Klimaabkommen in Einklang zu bringen. Jordan begründete die Konzession mit dem Umstand, in der Schweiz habe sich über die letzten Jahre ein breiter Konsens für den Kohleausstieg herausgebildet.
Die Tragweite dieses Entscheids ist allerdings eng begrenzt. Denn Grosskonzerne wie Exxon Mobil, Chevron, Shell oder BP sind nicht betroffen. Allein diese vier Multis zusammen sind für zehn Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen seit 1965 verantwortlich.
Noch immer Kohleförderer im Portfolio
Die Umsetzung der Ausschlusskriterien lässt sich zudem nur bedingt
überprüfen, weil sich die Nationalbank über einzelne Investitionen in Schweigen hüllt. Die Vorschriften der US-Börsenaufsicht sorgen aber für Transparenz über das Engagement der Nationalbank in Aktien, die in den USA gehandelt werden.
Den quartalsweise veröffentlichten Listen ist zu entnehmen, dass die SNB per Ende 2020 die Aktien von fünf Firmen im Kohleabbau verkauft hat. Dass es sich eher um einen symbolischen Schritt handelte, wird beim Blick auf den Wert dieser Aktien deutlich: Es ging um 4,7 Millionen Dollar, verglichen mit einem Engagement der SNB von insgesamt 5,9 Milliarden Dollar im fossilen Energiesektor.
Doch damit nicht genug. In der jüngsten Tabelle über die von der Nationalbank gehaltenen US-Aktien figuriert entgegen den im letzten Herbst erweiterten Ausschlusskriterien noch immer ein reiner Kohleförderer. Es handelt sich um die Firma Warrior Met Coal, die in Minen in Alabama metallurgische Kohle abbaut. Ende März hielt die SNB 117'000 Aktien im Wert von gut zwei Millionen Dollar. Auf die Frage, wie diese Investition mit den neuen Ausschlusskriterien zu vereinbaren ist, erklärte die Medienstelle der Nationalbank, die SNB äussere sich nicht zu einzelnen Investitionen.
SNB weist Verantwortung von sich
Sprecher Fabio Sonderer bekräftigte zugleich, die SNB habe im November 2020 entschieden, ihr Ausschlusskriterium betreffend Umwelt um Klimaaspekte zu erweitern. So würden sämtliche Unternehmen, die primär Kohle abbauten, aus ihren Portfolios ausgeschlossen. Mischkonzerne und Konglomerate aus unterschiedlichen Sektoren fielen nicht darunter.
«Bei der Sektorklassifizierung richtet sich die SNB nach der Einstufung eines entsprechenden Indexanbieters», teilte der Sprecher weiter mit. Das könnte heissen, dass die Nationalbank die Verantwortung für das anhaltende Engagement beim reinen Kohleförderer Warrior Met Coal auf den externen Berater abzuschieben versucht.
Klimaschützer sind empört
Der Geschäftsleiter der Klima-Allianz Schweiz, Christian Lüthi (41), kritisierte das Verhalten der Nationalbank scharf. «Wenn die SNB die Klimaerhitzung weiterhin derart wenig ernst nimmt, dann setzt sie nicht nur die Stabilität des Finanzplatzes Schweiz, sondern auch den Erhalt unserer Lebensgrundlagen aufs Spiel», sagte Lüthi.
Die Nationalbank treibe mit ihrem Engagement in Firmen, die fossile Energien fördern, eine Erderwärmung um vier bis sechs Grad bis 2100 voran. «Mit einem solchen Temperaturanstieg würde die Erde weitgehend unbewohnbar», sagte Lüthi.
Bereits 2012 hat Thomas Jordan die Nationalbank als «Elefanten» unter den Investoren bezeichnet. Seither haben sich die Devisenanlagen mehr als verdoppelt, vor allem wegen der Käufe von Euro, Dollar und anderen Währungen im Kampf gegen die Aufwertung des Frankens. Mit 951 Milliarden Franken ist die Bilanzsumme der SNB inzwischen grösser als die gesamte jährliche Wirtschaftsleistung der Schweiz. Für Finanzminister Ueli Maurer (70) ist damit die «Grenze des Erträglichen» erreicht.
Oberstes Ziel der Anlagepolitik ist nicht die Gewinnmaximierung, stattdessen richten sich die Investitionen nach den Erfordernissen der Geld- und Währungspolitik und berücksichtigen die Kriterien Liquidität, Sicherheit und Ertrag. Schwergewichtig investiert die Nationalbank in Staatsanleihen mit hoher Sicherheit. Seit 2004 ermöglicht das Gesetz auch den Kauf ausländischer Aktien. Ihr Anteil am gesamten Portfolio ist Ende März dieses Jahres auf einen neuen Höchststand von 23 Prozent gestiegen. Das entsprach 219 Milliarden Franken.
Während die SNB die einzelnen Engagements nicht bekannt gibt, ermöglichen die Offenlegungspflichten in den USA seit 2013 einen Einblick in das US-Aktienportfolio. Es umfasste Ende März dieses Jahres 2482 Titel im Wert von 150 Milliarden Dollar. Die grössten Investitionen betreffen die Tech-Giganten Apple, Microsoft, Amazon, Google und Facebook mit zusammen rund 27 Milliarden Dollar. Über einer Milliarde Dollar sind auch die von der Nationalbank gehaltenen Aktien der chinesischen Handelsplattform Alibaba wert.
Weil die Nationalbank ihr Aktienportfolio nicht aktiv bewirtschaftet, sondern Indizes nachbildet, figurieren auf der Liste auch eher kuriose Beteiligungen für eine Notenbank. So ist die SNB mit 3,9 Millionen Dollar am kanadischen Cannabis-Produzenten Aurora Cannabis beteiligt. Sie besitzt ausserdem Aktien im Wert von 134 Millionen Dollar am Tinder-Mutterkonzern Match Group. Und der Wrestling-Veranstalter World Wrestling Entertainment zählt die SNB ebenso zu seinen Aktionären wie den Autobauer Ferrari.
Bereits 2012 hat Thomas Jordan die Nationalbank als «Elefanten» unter den Investoren bezeichnet. Seither haben sich die Devisenanlagen mehr als verdoppelt, vor allem wegen der Käufe von Euro, Dollar und anderen Währungen im Kampf gegen die Aufwertung des Frankens. Mit 951 Milliarden Franken ist die Bilanzsumme der SNB inzwischen grösser als die gesamte jährliche Wirtschaftsleistung der Schweiz. Für Finanzminister Ueli Maurer (70) ist damit die «Grenze des Erträglichen» erreicht.
Oberstes Ziel der Anlagepolitik ist nicht die Gewinnmaximierung, stattdessen richten sich die Investitionen nach den Erfordernissen der Geld- und Währungspolitik und berücksichtigen die Kriterien Liquidität, Sicherheit und Ertrag. Schwergewichtig investiert die Nationalbank in Staatsanleihen mit hoher Sicherheit. Seit 2004 ermöglicht das Gesetz auch den Kauf ausländischer Aktien. Ihr Anteil am gesamten Portfolio ist Ende März dieses Jahres auf einen neuen Höchststand von 23 Prozent gestiegen. Das entsprach 219 Milliarden Franken.
Während die SNB die einzelnen Engagements nicht bekannt gibt, ermöglichen die Offenlegungspflichten in den USA seit 2013 einen Einblick in das US-Aktienportfolio. Es umfasste Ende März dieses Jahres 2482 Titel im Wert von 150 Milliarden Dollar. Die grössten Investitionen betreffen die Tech-Giganten Apple, Microsoft, Amazon, Google und Facebook mit zusammen rund 27 Milliarden Dollar. Über einer Milliarde Dollar sind auch die von der Nationalbank gehaltenen Aktien der chinesischen Handelsplattform Alibaba wert.
Weil die Nationalbank ihr Aktienportfolio nicht aktiv bewirtschaftet, sondern Indizes nachbildet, figurieren auf der Liste auch eher kuriose Beteiligungen für eine Notenbank. So ist die SNB mit 3,9 Millionen Dollar am kanadischen Cannabis-Produzenten Aurora Cannabis beteiligt. Sie besitzt ausserdem Aktien im Wert von 134 Millionen Dollar am Tinder-Mutterkonzern Match Group. Und der Wrestling-Veranstalter World Wrestling Entertainment zählt die SNB ebenso zu seinen Aktionären wie den Autobauer Ferrari.