«Klima der Angst»
Parmelin lässt Hinweise auf gestörtes Arbeitsklima vernichten

Im Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung kam es unter dem Ex-Chef zu massiven Problemen. Das zeigt ein vertraulicher Untersuchungsbericht, von dem ganze Kapitel gelöscht wurden.
Publiziert: 25.01.2025 um 13:30 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2025 um 13:37 Uhr
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Hans Häfliger hat die Spitze des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung abrupt verlassen. Ein Bericht zeigt die schwere Krise auf, in der das BWL steckte.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung in der Krise. Leiter tritt nach einem Jahr zurück
  • Untersuchungsbericht enthüllt dysfunktionale Arbeitsatmosphäre und Klima der Angst im BWL
  • Zwei Lager im Amt: eines stark gefördert, das andere unter Druck gesetzt
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Nur gut ein Jahr war Hans Häfliger an der Spitze des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung BWL. Dann im vergangenen September teilte der Bundesrat mit, Häfliger trete von seiner Stelle zurück. Grund sei der «Wunsch nach einer beruflichen Neuausrichtung».

Das aber war nicht der wahre Auslöser für den abrupten Abgang. Tatsächlich sei das BWL unter Häfliger in einer schweren Krise gesteckt. Das zeige ein externer Untersuchungsbericht, den das Wirtschaftsdepartement von Bundesrat Guy Parmelin (65) erstellen liess, nachdem sich Mitarbeitende an verschiedene Bundesstellen gewandt hatten. Das ursprünglich «vertraulich» klassifizierte Dokument liegt dem «Tages-Anzeiger» vor, wenn auch nur in einer stark geschwärzten Version.

«Klima der Angst»

Im BWL herrsche eine «hochgradig dysfunktionale Arbeitsatmosphäre», ja ein «Klima der Angst», soll im Bericht zu lesen sein. Dies dürfte «weitreichende negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeitenden und die Qualität der geleisteten Arbeit» haben.

In dem Dokument seien allerdings ganze Kapitel unlesbar gemacht worden, inklusive der Überschriften. Dies, weil die Untersuchung offenbar Mängel aufweise. So sei es möglich gewesen, an einer Online-Umfrage mehrfach teilzunehmen, was das Bild verfälschen kann. Darauf habe das Departement beschlossen, alle Stellen mit konkreten Vorwürfen nicht nur zu schwärzen, sondern gleich ganz zu löschen, um die Persönlichkeitsrechte einzelner BWL-Mitarbeitenden zu schützen.

«Existenzängsten, Nervosität, Schlafstörungen»

Doch auch was übrigbleibt, zeichnet kein gutes des BWL. Verschiedene Personen würden schildern, sie hätten mit «Existenzängsten, Nervosität, Schlafstörungen, Selbstzweifeln oder Unsicherheit» zu kämpfen. Sie berichteten von grossem Widerwillen, am Morgen arbeiten zu gehen, da man nicht wisse, in «welche Richtung die Stimmung an diesem Tag kippt». Es werde versucht, «die Büroräumlichkeiten zu meiden und wenn möglich im Homeoffice zu arbeiten».

Die Situation habe sich direkt auf die Qualität der geleisteten Arbeit ausgewirkt. Teilweise sei «die Arbeit auf fachlicher Ebene kaum mehr möglich», da auf Vorschläge gewisser Personen gar nicht mehr eingegangen werde. Kritische Fragen würden aus Angst vor Konsequenzen nicht mehr gestellt.

Berichtet wird von «zwei Lagern», wobei das eine stark gefördert und das andere unter Druck gesetzt werde. Manchen sei «nahegelegt worden, sich eine neue Stelle zu suchen». Oft sei der Ton «unangemessen schroff, häufig auch laut bis beleidigend und blossstellend». In Gesprächen sei auch «der Einsatz von belastenden Mails als Instrument der Druckausübung» erwähnt worden. Ob die geschilderten Zustände als Mobbing einzustufen sind, lasse die Untersuchung aber explizit offen.

Das BWL wird derzeit ad interim vom Direktor des Bundesamts für Zivildienst, Christoph Hartmann, geführt. Die Stelle für eine definitive Lösung an der Spitze des Amts ist ausgeschrieben. Sie soll bis im Frühjahr besetzt werden. Parmelin hat eine Findungskommission eingesetzt.

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