Es ist zum Verzweifeln. Aussenminister Ignazio Cassis (62) kann machen, was er will, in der Bevölkerung kommt er einfach nicht gut an. Bei Befragungen bildet der Tessiner regelmässig das Schlusslicht in der Regierung. Nicht anders ist das beim soeben veröffentlichten SRG-Wahlbarometer des Forschungsinstituts Sotomo. 25'216 Personen wurden dafür befragt.
Das Resultat ist einmal mehr eine Klatsche für den FDP-Bundesrat: Cassis finden sowohl am wenigsten Befragte sympathisch als auch am meisten unsympathisch. Das kurze Hoch in seinem Jahr als Bundespräsident hat er wieder vollständig eingebüsst. Kommt hinzu, dass ihm die Wählenden kaum Einfluss in der Regierung zutrauen.
Die Neuen sind unterschiedlich gestartet
Ganz anders SP-Bundesrat Alain Berset (51), der mittlerweile seinen Rücktritt per Ende Jahr bekannt gegeben hat. Der Gesundheitsminister galt bereits vor der Corona-Krise als besonders einflussreiches Mitglied der Regierung. Während der Pandemie baute er seine Position noch aus. Er steht nach wie vor an erster Stelle. 69 Prozent der Befragten sehen ihn derzeit als den Mächtigsten im Amt.
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An zweiter Stelle steht FDP-Bundesrätin Karin Keller-Sutter (59). Sie amtiert inzwischen als Finanzministerin. Ihr grosser Auftritt war die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, was sich offenbar auch auf ihren wahrgenommenen Einfluss auswirkte. Nach einem Tief während der Pandemie hat sie Boden gutgemacht und ist Berset mittlerweile auf den Fersen.
Gut gestartet ist der neue Energieminister Albert Rösti (55), der über die vergangenen Monate an Respekt gewonnen habe. Der SVP-Magistrat landet auf dem dritten Platz, wenn auch mit deutlichem Abstand auf die beiden Spitzenplätze. Noch mal mit klarem Abstand folgt Mitte-Bundesrätin Viola Amherd (61). Die Verteidigungsministerin konnte ihre Stellung in letzter Zeit ausbauen – auch wegen ihrer sichtbareren Rolle aufgrund des Ukraine-Kriegs.
SVP-Wirtschaftsminister Guy Parmelin (63) erlebte im Präsidialjahr 2021 ein Hoch, seither hat sein wahrgenommener Einfluss wieder deutlich abgenommen. Ähnlich wie bei Cassis liegt er bei tiefen zehn Prozent. Noch weniger Einfluss wird im Moment einzig SP-Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider (59) zugemessen, die erst seit Anfang Jahr im Amt ist.
Berset lässt niemanden kalt
Etwas anders sieht es beim Sympathie-Ranking aus. Hier hat Mitte-Bundesrätin Amherd weiterhin die Nase vorn, gefolgt von den beiden SPlern Berset und Baume-Schneider. Auffällig ist, dass Berset von fast so vielen Befragten als sympathisch eingestuft wird wie Amherd. Allerdings ist der Anteil jener, die ihn unsympathisch finden, deutlich grösser als bei Amherd. Berset lässt kaum jemanden gleichgültig.
Während Baume-Schneider zwar als sympathisch, aber einflusslos gilt, ist es bei Keller-Sutter genau umgekehrt. Sie gilt als mächtig, landet im Sympathie-Rating aber nur auf dem fünften Platz. Der neue SVP-Bundesrat Rösti landet mit dem vierten Platz im Mittelfeld. Parteikollege Parmelin als Sechster kommt auf etwa gleich hohe Sympathie- wie Antipathiewerte.
Und da ist dann noch Ignazio Cassis. (dba)