Kaum Support für Impfkampagne
Die FMH steht abseits

Der Ärzteverband ist nicht mit seinem Logo auf Corona-Plakaten des Bundes vertreten. Auch sonst könnte das Einvernehmen besser sein.
Publiziert: 05.12.2021 um 12:53 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2021 um 13:51 Uhr
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Die Impfquote in der Schweiz ist im europäischen Vergleich tief.
Foto: keystone-sda.ch
Simon Marti

Die Schweiz steht mit ihrer Corona-Impfquote im europäischen Vergleich schlecht da. Weder das Auftauchen der Omikron-Variante noch der Hinweis auf knapper werdende Spitalbetten haben daran Entscheidendes geändert. Dabei scheuen Bund und Kantone keinen Aufwand, um die Vakzine loszuwerden – man denke nur an die ansatzweise verzweifelte «Impfwoche» im November.

«Lieber impfen lassen», lautete das Motto einer Plakatkampagne des Bundesamts für Gesundheit im Oktober. «Nicht verpassen: impfen lassen», reimte das BAG im August.

Eines haben all diese Aufrufe gemein: Viele Organisationen unterstützen sie und drucken ihre Logos auf die Plakate. Die Gesundheitsdirektorenkonferenz der Kantone ist dabei, der Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner, die Organisation der Kinderärztinnen und Kinderärzte oder die Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin. Viel Prestige, viel Sachverstand ist da versammelt.

Doch ausgerechnet die Ärztegesellschaft FMH fehlt. Mit ihren 40'000 Mitgliedern ist sie ein zentraler Player im Gesundheitswesen. Ihr Wort hat Gewicht.

«Werbung machen, ohne genau zu wissen wofür»

Deshalb ging der Bund früh auf den Berufsverband zu. Ein erster Austausch über die Informationskampagne fand bereits im Dezember 2020 statt. Die FMH sicherte dabei «ihre Unterstützung für die Covid-19-Impfung zu», schreibt das BAG auf Anfrage. Aber «aufgrund der damaligen Ausgangslage mit der geringen Verfügbarkeit an Impfdosen hat die FMH entschieden, sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht aktiv an der BAG-Informationskampagne zu beteiligen», erklärt ein Sprecher des Bundesamts.

«Werbung zu machen, ohne genau zu wissen wofür, erschien uns schwierig, zumal zu diesem Zeitpunkt unsere Mitglieder von Anfragen aus der Bevölkerung förmlich überrannt wurden», sagt Charlotte Schweizer, Leiterin Kommunikation bei der FMH.

Kurz vor Weihnachten 2020 war es dann so weit, die Heilmittelbehörde Swissmedic gab den Impfstoff von Biontech/Pfizer frei, an den Festtagen machten sich die ersten Impfequipenzu den Altersheimen auf.

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Zoff mit BAG

Dennoch versagte die FMH in den folgenden Monaten der BAG-Kampagne die Unterstützung, ihr Logo fehlte. Vielmehr kam es zur Konfrontation. Zwar sagte FMH-Präsidentin Yvonne Gilli (64) Anfang Januar in der «SonntagsZeitung»: «Dass wir nun den Weg des Impfens gehen müssen, ist völlig klar, darüber besteht Einigkeit.» Allerdings betonte sie sogleich, dass keiner Rechenschaft ablegen müsse, ob er sich nun impfen lasse oder nicht. Zugleich kritisierte die alt Grünen-Nationalrätin den Mangel an ärztlicher Expertise in den «Führungsstrukturen» des BAG.

Seitdem scheint das Einvernehmen nicht besser geworden zu sein. Im Interview mit SonntagsBlick wiederholte Gilli vergangene Woche ihren Vorwurf, das BAG beziehe die Ärzte nicht genügend ein. «Das letzte Beispiel ist der Booster», sagte sie. Die Ärzte hätten erst aus der Zeitung erfahren, dass die Auffrischungsimpfung komme. Allen Reibungen zum Trotz hoffte das BAG weiter auf Support durch die Ärztegesellschaft – auch bei der letzten, im Oktober gestarteten Kampagne. Vergeblich.

«Für eine Logovergabe kam die Anfrage für die laufende Kampagne zu kurzfristig», erklärt FMH-Sprecherin Schweizer. Man unterstütze diese aber punktuell mit kommunikativen Massnahmen inklusive Kampagnenmaterial. Unter anderem habe die «Ärztezeitung» ein Interview mit Virginie Masserey publiziert, bis vor kurzem Leiterin der Sektion Infektionskontrolle und Impfprogramme beim BAG.

Unsichtbare Partnerschaft

Während beim Bund manch einer hinter vorgehaltener Hand über die FMH vom Leder zieht und solche Erklärungen für vorgeschoben hält, versucht man nach aussen die Wogen zu glätten. Das BAG stehe weiterhin in engem Austausch mit der FMH, heisst es. Sie sei als Partnerorganisation involviert in «Koordination und Information zu geplanten Kampagnenaktivitäten des BAG zur Covid-19-Impfung».

Wirklich sichtbar ist diese Partnerschaft bislang nicht geworden.

Dieses Abseitsstehen der FMH stösst in der Politik auf wenig Verständnis. «Das Signal, das die FMH als Verband damit aussendet, ist sicher nicht hilfreich», sagt SP-Parlamentarierin Yvonne Feri (55, AG), Mitglied der Gesundheitskommission des Nationalrats. Denn die Mehrheit der Ärzteschaft helfe ja, wo sie könne, damit sich mehr Leute impfen liessen. Dennoch, so Feri, sei noch viel Überzeugungsarbeit gefragt, das merke sie auch persönlich. Selbst wenn die Belegungszahlen der Intensivstationen eigentlich klar und deutlich aufzeigten, «was es geschlagen hat».

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