Für Romandes und Romands ist der Schritt über den Röstigraben vielfach mit Ernüchterung verbunden. Da büffeln sie jahrelang Deutsch in der Schule – und verstehen dann kein Wort, wenn einem die Kellnerin in einem Berner Café anspricht.
Das soll sich ändern. Auf dem Stundenplan der Waadtländer Schülerinnen und Schüler könnte in Zukunft nebst Französisch, Mathematik oder Sport auch Schweizerdeutsch stehen. Der Grosse Rat des Kantons hat am Dienstag einem Vorstoss zugestimmt, der will, dass an Schulen nicht nur Hochdeutsch, sondern auch Dialekt gelehrt wird.
Bildungsdirektor ist dagegen
Eingereicht hat den Vorstoss David Raedler (36) von den Grünen. Die Waadtländer Regierung muss nun in einem Bericht aufzeigen, wie und wann Schweizerdeutsch-Kurse am besten angeboten werden könnten. Raedler betonte in der Debatte, dass es ihm nicht darum geht, dass anstelle von Deutsch nur noch Schweizerdeutsch gelehrt wird. Es soll vielmehr eine Ergänzung sein. Mit dem Ziel, den Zusammenhalt in der Schweiz zu stärken.
Der Waadtländer Bildungsdirektor Frédéric Borloz (57) kann der Forderung nichts abgewinnen. Der Freisinnige kämpfte für eine Ablehnung des Vorstosses. Einerseits wies er auf den jetzt schon proppenvollen Stundenplan hin. Andererseits böten Schulen heute schon freiwillige Kurse an – doch eine Nachfrage sei weder bei Schülern, noch bei Eltern und Lehrpersonen vorhanden. Um den Schülerinnen und Schülern Schweizerdeutsch näherzubringen, gäbe es Sprachaustausche.
Welcher Dialekt soll es denn sein?
Der Widerstand war vergebens. Gegen seinen Willen muss Borloz nun prüfen, wie man den Schweizerdeutsch-Unterricht in die Schulen bringen kann. Soll er freiwillig sein oder obligatorisch? Auf Kosten welcher Fächer würde der Schwiizerdütsch-Unterricht gehen? Und nicht zuletzt: Welchen Dialekt sollen die Schülerinnen und Schüler denn lernen?
Innert eines Jahres muss die Regierung dem Grossen Rat einen Vorschlag unterbreiten. Wie es dann weitergeht? On verra. (lha/SDA)